Erleichterte Enttäuschung: „Da Vinci Code“ im Kino

Von "großer Enttäuschung" ist in den Medien die Rede, von einem "lauem Spektakel", gar von einer "völlig misslungenen Verfilmung" eines Weltbestsellers. Filmkritiker spotten regelrecht über Ron Howards "Da Vinci Code", der seit Donnerstag weltweit in den Kinos läuft. Und sie alle haben Recht: verworrener und langweiliger konnte der Bestseller von Dan Brown nicht verfilmt werden. Das kommt den Christen zu Gute.
Von PRO

Andreas Dippel

Das in Deutschland unter dem Titel „Sakrileg“ erschienene Buch von Dan Brown ist ein sehr gut geschriebener Thriller, den Hunderttausende Leser regelrecht verschlungen haben. Grund dafür ist nicht allein die mystische Story um die Entschlüsselung des angeblich „größten Geheimnis des Christentums“ – die erfundene Ehe zwischen Jesus Christus und Maria Magdalena.

Grund für den Erfolg ist auch die rasant verfasste Handlungsfolge im Roman, der in extrem kurzen Kapiteln von einem Schreckensort zum nächsten springt. Dan Brown packt den Leser auf dem Weg zur Lösung, lässt ihn nicht mehr los. Trotz aller erfundenen „Tatsachen“ – also Lügen – entschlüsselt der Roman scheinbar logisch die Geheimnisse um den „Heiligen Gral“, der eben nicht aus einem Gefäß besteht, sondern der Maria Magdalena zur eigentlichen Mit-Gründerin des Christentums erhebt.

Das Verhängnis für jeden Film: Verworrene Handlung

All diese Spannung kommt im Film zu keiner Minute auf. Im Gegenteil, es sind mehr als zwei Stunden aneinandergereihte, verworrene Handlungsstränge, die wohl kaum einer der Zuschauer in einen großen Zusammenhang stellen kann. Zumindest sind diejenigen Kinobesucher regelrecht überfordert, die von der Handlung keine Ahnung haben, weil sie vorher das Buch nicht gelesen haben.

Regisseur Ron Howard hat den großen Fehler gemacht, die Handlungsabfolge des Buches auch in seiner Verfilmung umzusetzen. Und natürlich hat er auch alle Aussagen übernommen, die im Buch vorkommen und für heftige Kritik sorgten. Nur kann im Kino keiner kurz zurückspulen – sprich: zurückblättern – wenn der Zuschauer eine Erklärung des besessenen Gralsforschers Teabing nicht verstanden hat. „Wenn die Lüge erkannt wird, auf der die Macht der katholischen Kirche ruht, wird die größte Krise seiner Geschichte den christlichen Glauben erschüttern“, sagt der von Schauspieler Ian McKellen verkörperte Teabing an einer Stelle. Genau wie im Buch. Nur dass im Film zeitgleich Rückblenden eingebaut werden, die Tausende Kreuzfahrer bei der Erstürmung Jerusalems zeigen, die Schwerter schwingen und ihrer angeblichen Bestimmung nacheifern, der Suche nach dem Heiligen Gral.

Auf was soll sich der Zuschauer denn da konzentrieren? Die Kriegszenen oder die komplizierten Erklärungen des Gralsforschers? Derartige Rückblenden verwirren noch an vielen weiteren Stellen im Film, etwa wenn es um die Geheimnisse in den Bildern Leonardo da Vincis geht. Da steht die Kryptologin Sophie Neveu (gespielt von Audrey Tautou) vor einem großen Plasmabildschirm in Teabings Arbeitszimmer und lässt sich Da Vincis „Abendmahl“-Fresko erklären. Und während ständig die Rede von dem Symbol für Weiblich und dem für Männlich ist, von dem dargestellten Jünger Johannes, der doch eigentlich Maria Magdalena darstellen soll, verschieben sich auf dem Monitor die Figuren des Bildnisses, verwirren mehr, als sie verdeutlichen.

„Fürchtet euch nicht“

Der Film ist eine Mischung aus RTL-Dokumentation und Hollywood-Kino – und genau das wird ihm zum Verhängnis. Zuschauer wollen unterhalten werden, durch Action-Kino, rasante Szenen und Spannung. Und nicht durch langweilige Dialoge, verworrene Figuren und so gut wie nie aufkommende Faszination.

Die Hannoversche Bischöfin Margot Käßmann riet der Kirche, „Sakrileg“ mit großer Gelassenheit zu begegnen: „Es geht hier doch nicht um eine ernsthafte theologische Auseinadersetzung. Es werden wieder neue Thriller kommen, das halten Bibel, Glaube und Kirche in aller Ruhe aus.“ Mit dieser Ruhe können Kritiker und Christen zumindest, was den Kinofilm betrifft, in die weitere Diskussion gehen. Für Christen gilt also tatsächlich die Überschrift, die Verena Lueken für ihren Verriss des „Da Vinci Codes“ in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gewählt hat: „Fürchtet euch nicht“.

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