Der ZDF-Journalist Elmar Theveßen, Studioleiter in der US-Hauptstadt Washington D.C., könnte das Land bald verlassen müssen. Zumindest, wenn es nach Richard Grenell ginge. Der frühere Botschafter in Berlin und jetzige Sondergesandte der Trump-Regierung forderte auf der Plattform „X“, dem Journalisten das Visum zu entziehen. Er behauptete, Theveßen sei ein radikaler Linker, der sich als Journalist ausgebe und zur Gewalt gegen Menschen aufrufe, die nicht seiner Meinung seien. Für „Aufwiegler“ wie ihn sein kein Platz in den USA.
This radical Lefty German keeps calling for violence against people he politically disagrees with.
— Richard Grenell (@RichardGrenell) September 13, 2025
He poses as a journalist in Washington, DC.
His visa should be revoked.
There is no place in America this type of inciter. https://t.co/IOvztXGLjY
Dazu teilte Grenell einen etwa 20-sekündigen Ausschnitt aus der ZDF-Sendung „Auslandsjournal – Der Pocast“. In diesem Ausschnitt sagt Theveßen, Steven Miller, stellvertretender Stabsschef des Weißen Hauses, habe mit seinen Überzeugungen eine Nähe zur Ideologie des Dritten Reiches und dem Staatsrechtler und politischen Philosophen Carl Schmitt. Miller selbst stammt aus einer jüdischen Familie. Schmitt unterstützte mit seinen Theorien seinerzeit die Machtergreifung und die Rassengesetze der Nationalsozialisten und war auch selbst Mitglied der NSDAP.
Im Zusammenhang spricht Theveßen davon, dass Tech-Unternehmer, etwa der Investor Peter Thiel, Politiker mit einem Gesellschaftsbild unterstützen, in dem die Wirtschaft nicht reguliert wird und denen demokratische Institutionen dabei hinderlich erscheinen. Dabei erwähnt er auch Miller. Zu Gewalt ruft Theveßen an keiner Stelle auf.
Kritik erntete Theveßen auch für seine Aussage, der kürzlich ermordete Polit-Aktivist Charlie Kirk habe unter anderem dafür plädiert, dass Homosexuelle gesteinigt werden sollen. Das sagte Theveßen in derselben Sendung und ebenfalls bei „Markus Lanz“. Kirk hatte das zu seinen Lebzeiten jedoch nicht gefordert. Ein Videoausschnitt zeigt, wie er bei einer Fragerunde auf 3. Mose 18 verweist, wo gleichgeschlechtlicher Sex verboten wird, während in Kapitel 19 von Nächstenliebe die Rede ist. In Kapitel 20 wird der Tod für homosexuellen Verkehr gefordert.
Das ZDF verteidigte Theveßen gegenüber mehreren Medien. Dessen Arbeit sei durch die Pressefreiheit geschützt. Theveßen bedauere, sich an der kritisierten Stelle nicht präziser geäußert zu haben. Jedoch habe Theveßen ausgeführt, dass Kirk nie zur Gewalt aufgerufen, sondern die Diskussion gesucht habe. Zur Visum-Frage äußerte sich das ZDF nicht. Theveßen leitet seit 2019 das ZDF-Studio in Washington. Von 1995 bis 2001 war er bereits als Korrespondent für den Sender in den USA tätig.