Gute Vorsätze hatten wir alle, wir Nachwuchsjournalisten. "Die Welt der Medien ein wenig schöner zu machen", antwortete eine Teilnehmerin auf die Frage, was sie als Journalistin erreichen wolle. Andere möchten "hochwertige Arbeit abliefern", "Menschen positiv prägen" oder sogar "die Welt verändern". Idealismus ist etwas Schönes, reicht aber meistens nicht aus – denn wir erkannten bald: Der Weg in die Medien ist steinig. Wie sie den Einstieg trotzdem geschafft hatten, berichteten zehn Referenten, alles "alte Hasen" aus Print- und Radiojournalismus, Fernsehen und PR-Arbeit, am vergangenen Wochenende in den Räumen der Studien- und Lebensgemeinschaft Tabor in Marburg.
So vielfältig wie die vorgestellten Berufszweige sind auch die Einstiegsmöglichkeiten in den Journalismus: Freie Mitarbeit, Volontariat, Journalistenschule oder Quereinstieg sind mögliche Wege. Und alle haben eines gemeinsam: Sie bedeuten harte Arbeit. Dass niemandem ein Job in der Medienbranche hinterher geworfen wird, wussten einige von uns bereits aus eigener Erfahrung — die anderen wissen es spätestens jetzt.
Die Teilnehmer kamen mit unterschiedlichen Praxiserfahrungen zur Tagung. Einige stehen bereits am Ende des Studiums und suchen nun einen Volontariatsplatz, andere haben gerade das Abitur bestanden und stehen vor der großen Frage: "Was jetzt?", wieder andere gehen noch zur Schule. Nicht alle möchten Journalisten werden: drei Teilnehmerinnen kamen nur "zum Schnuppern". Den anderen wurde in den drei Tagen klar, dass eigenes Engagement dringend gefragt ist. Die meisten Referenten betonten, dass freie Mitarbeit in der Redaktion einer lokalen Tageszeitung der ideale Ort zum Lernen ist. "Sobald jemand einigermaßen geradeaus denken und schreiben kann, kann er sich dort ausprobieren", sagte Alois Kösters, Chefredakteur der "Wetzlarer Neuen Zeitung". Im besten Fall schließt sich daran ein Volontariat an. Bis dahin heißt es: Praktika machen und Kontakte nutzen. Entscheidend: Journalistisches Schreiben will gelernt sein und unterscheidet sich grundlegend vom Schulaufsatz, so etwa pro-Redaktionsleiter Andreas Dippel.
Christ und Journalist?
Wie ein roter Faden zog sich durch die Tagung die Frage, wie sich Christen heute in den Medien behaupten können. Dürfen Journalisten ihr Christsein offen bekennen oder müssen sie ihr christliches Weltbild unterschwellig in ihre Arbeit einfließen lassen? Gibt es "christlichen Journalismus"? Und wo bleibt dabei die Objektivität? Darauf gab es keine schnellen Antworten und – leider – auch keine eindeutigen. Ingo Marx, stellvertretender Redaktionsleiter im Bereich Fernsehen bei ERF Medien, berichtete darüber, wie er "christliches Fernsehen" und gleichzeitig Qualitäts-Journalismus machen will: Er verstehe sich als "Journalist, der in die Mission gegangen ist".
Anna Ntemiris, Redakteurin bei der Oberhessischen Presse, referierte über die journalistischen Regeln und die Grenzen der journalistischen Freiheit. Und Andreas Fauth von der Kirchen-Redaktion bei Hit Radio FFH diskutierte mit uns über christliche Themen im Boulevard-Radio ("Wir machen das, was die ‚Bild‘-Zeitung macht – nur im Radio"), schnell-sprechende Moderatoren und den "Flow" einer Sendung. Einer Meinung waren dabei alle Referenten: Ja, ein Christ kann Journalist sein – wenn er dabei sein Handwerk nicht vernachlässigt! Aber das darf schließlich auch kein Arzt oder Schreiner, egal ob Christ oder nicht. Das Schlussfazit der Teilnehmer: Wir gehen informiert, motiviert – und auf neudeutsch: "vernetzt" – nach Hause.
Weitere Informationen: Vom 7. bis 9. Mai 2010 findet eine Nachwuchstagung für Fortgeschrittene statt. Tagungsort ist das Christliche Jugenddorfwerk Berlin. Weitere Informationen bei Christian Schreiber, Studienleiter Christliche Medienakademie, E-Mail: schreiber@christliche-medienakademie.de