Eltern haben große Skepsis gegenüber Medien

Deutsche Erwachsene mit Kindern sind oft skeptisch gegenüber anderen Menschen, den Medien und öffentlichen Einrichtungen. Das hat Auswirkungen auf die Einstellungen der Kinder, wie eine aktuelle Studie herausgefunden hat.
Von Johannes Blöcher-Weil
Ein Handy mit den Angeboten der sozialen Medien

50,9 Prozent der Eltern in Deutschland vertrauen der Arbeit von Journalisten nicht. Das zeigen die Ergebnisse der Bepanthen-Vertrauensstudie. 29,1 Prozent der befragten Eltern meinen, dass Medien vor allem ihre eigene Meinung verbreiten, und etwa ebenso viele glauben nicht, dass man Zeitungsmeldungen und Nachrichtensendungen vertrauen kann. Etwa jeder dritte Elternteil unterstellt den Medien sogar, dass sie Nachrichten absichtlich verschweigen.

Auffällig ist der Zusammenhang zwischen der Nutzung von Social Media und dem Blick auf die Welt: 43,1 Prozent der Eltern tendieren dazu, von einer Manipulation der Gesellschaft auszugehen, wenn sie ihre Informationen häufig aus den sozialen Medien beziehen. Bei Eltern, die nie Informationen aus sozialen Medien nutzen, sind dies nur 16,5 Prozent.

Bei Eltern, die häufig Informationen aus den öffentlich-rechtlichen Medien beziehen, liegt der Anteil bei 10,6 Prozent. Wenn Eltern ihre Informationen nicht aus diesen Kanälen haben, gehen fast zwei Drittel von einer Manipulation der Gesellschaft aus.

Über ein Drittel der Eltern ist vorsichtig im Umgang mit anderen Menschen, weil sie offensichtlich schon schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht haben. 30,6 Prozent finden, dass man ausgenutzt wird, wenn man sich auf andere verlässt. 36,3 Prozent der Eltern geben an, dass zu wenig Rücksicht darauf genommen wird, wie es ihnen geht. Und 43,1 Prozent der Eltern stimmen der Aussage zu, dass man im Umgang mit anderen nicht vorsichtig genug sein kann.

Einstellung der Eltern wirkt sich auf Kinder aus

Eine gewisse Skepsis zeigt sich auch bei der Einstellung gegenüber Ämtern und Behörden. Etwa jeder Dritte ist grundsätzlich unzufrieden mit der Art und Weise, wie Demokratie in Deutschland gelebt wird. 35,7 Prozent der Eltern glauben nicht, dass die Regierung bemüht ist, wirtschaftliche und soziale Unsicherheiten der Bürger zu reduzieren. Mehr als jeder zweite Elternteil vertraut nicht darauf, dass Ämter und Behörden in Deutschland alle gleich fair behandeln.

Dieser Befund wirkt sich auch auf die Kinder aus. 57,3 Prozent der Jugendlichen, deren Eltern nur über ein niedriges Vertrauen in andere verfügen, weisen ebenfalls ein niedriges Vertrauen in andere auf. Von den Jugendlichen, deren Eltern anderen eher stark vertrauen, haben nur 21,7 Prozent ein geringes Vertrauen. Ähnlich ist das Verhältnis beim Vertrauen in öffentliche Institutionen.

Trotz dieser Befunde blicken viele Eltern zuversichtlich in die Zukunft. 78 Prozent der Befragten bestätigen, dass sie auch in ungewissen Zeiten immer das Beste erwarten. 82,3 Prozent stimmen der Aussage zu „Meine Zukunft sehe ich immer optimistisch“. 90,1 Prozent erwarten, dass ihnen prinzipiell mehr gute als schlechte Dinge widerfahren.

Im Rahmen der Vertrauensstudie wurden 1.250 Eltern sowie 1.582 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 16 Jahren befragt. Dies soll es ermöglichen, Parallelen, aber auch Unterschiede und Wechselwirkungen zwischen Eltern und ihren Kindern aufzuzeigen.

Urheber der Studie sind die Bepanthen-Kinderförderung und die Universität Bielefeld, die die Studie alle zwei Jahre durchführen und aktuelle Problemfelder von Kindern und Jugendlichen beleuchten. Die Erkenntnisse fließen auch in die praktische Kinderförderung des Kinderhilfswerks „Die Arche“ ein.

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