Mehr als die Hälfte der Mütter und Väter sind beunruhigt bezüglich des Fernsehkonsums. Der Schwerpunkt liegt hier bei den Eltern von drei- bis neunjährigen Kindern. Je älter die Sprösslinge werden, desto eher drehen sich die Gedanken der Eltern um schlechte Einflüsse oder Gefahren im Internet (74 Prozent) oder um Auswirkungen von Computerspielen (57 Prozent). Vier von zehn Eltern machen sich Sorgen über die Handynutzung ihres Nachwuchses. Lediglich die Buchlektüre ihrer Kinder sehen fast alle Eltern entspannt. Die stärksten Bedenken bei der Internetnutzung ihrer Spösslinge haben Eltern von 12- bis 13-Jährigen (90 Prozent).
Uwe Hasebrink, Vorsitzender des Hans-Bredow-Instituts, dem Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg, stellte die Ergebnisse der repräsentativen Studie auf der Jugendmedienschutztagung in Mainz vor. ARD, ZDF sowie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz hatten zu der Veranstaltung unter dem Motto "Quo vadis Jugendmedienschutz?" auf den Mainzer Lerchenberg eingeladen.
Eltern fürchten Gefahren durch versteckte Kostenfallen und Abzockangebote, aber auch die Weitergabe persönlicher Daten oder deren Missbrauch. Mehr als ein Drittel der Befragten fürchten Gewaltdarstellungen sowie sexuelle Belästigung und Pornografie im Internet. Als Grund für ihre Ängste gaben die Befragten unangenehme Erfahrungen an, die ihre Kinder schon gemacht hätten. Mütter und Väter von Mädchen machen sich mehr Sorgen als Eltern von Jungen.
Bisheriger Jugendmedienschutz unwirksam?
Hasebrink erklärte, dass Eltern sich bei den traditionellen Medien wie Fernsehen durchaus zutrauen, eine mögliche Gefährdung zu erkennen und entsprechende Grenzen zu setzen. Bei der Internetnutzung stelle sich dies anders dar: Drei Viertel empfänden die bestehenden Jugendmedienschutz-Maßnahmen als zu lasch und forderten Verschärfungen. 79 Prozent der befragten Eltern vertreten die Meinung, dass Angebote, die auf Kinder und Jugendliche eine beeinträchtigende Wirkung haben können, nicht frei verfügbar sein sollten. Sogar die Eltern von 16- bis 17-Jährigen teilen zu 83 Prozent diese Haltung. Nahezu alle Eltern (96 Prozent) vertreten die Auffassung, dass Jugendmedienschutz Vorrang vor dem Recht auf Informationsfreiheit haben sollte – auch, wenn dies für erwachsene Nutzer unbequem ist.
Die bekanntesten bisherigen Jugendmedienschutz-Maßnahmen sind die Alterskennzeichen der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) und der Unterhaltungssoftware-Selbstkontrolle (USK). Auch die Ankündigungen im Fernsehen, dass eine Sendung nicht für Kinder und Jugendlcihe geeignet ist, kennen die Eltern. Für Hasebrink stellen die Altersangaben damit das bisher wirksamste Jugendschutz-Mittel im Familienalltag dar.
Jugendschutz-Maßnahmen im Netz ersetzen keine Medienkompetenz
Technische Jugendschutzprogramme kennt die Hälfte der befragten Eltern. Ein Viertel davon erklärte, diese zuhause zu nutzen, allerdings konnten 83 Prozent dieser Gruppe den Namen des benutzten Programms nicht nennen. Daraus zog Hasebrink den Schluss, dass Eltern die Jugendschutzprogramme nicht wirklich kennen und dass es in dem Bereich einen hohen Aufklärungsbedarf gibt.
Neben technischen Schutzmaßnahmen messen Erwachsene der Medienkompetenz der Heranwachsenden eine hohe Bedeutung zu: Drei Viertel sind überzeugt, dass Kinder und Jugendliche im Umgang mit Medien am besten geschützt sind, wenn sie ausreichend informiert sind und wissen, wie sie sich vorsehen können. Die Verantwortung für den Jugendmedienschutz sehen Eltern in erster Linie bei sich selbst, danach machen sie die Computerspielehersteller, Internetanbieter und Fernsehsender verantwortlich. Die Mehrheit der Eltern sieht auch eine Mitverantwortung bei Politik, Internetgemeinschaft und bei Bildungseinrichtungen. Von den Kirchen erwartet nur ein Viertel der Eltern Unterstützung im Bereich des Jugendmedienschutzes.
Für die Studie befragte das Hamburger Hans-Bredow-Institut 750 Eltern mit Kindern zwischen drei und 17 Jahren per Telefon. Auf der Tagung "Quo vadis Jugendmedienschutz?" diskutieren rund 200 Medienforscher, Politiker und Medienpädagogen am Mittwoch und Donnerstag über mögliche und sinnvolle Beschränkungen und Kontrollen in den Medien. (pro)