Im "Focus" spricht sich der Bildungsforscher
dafür aus, die Schulpflicht an die allgemeine Fortbildungspflicht für
Eltern zu koppeln. Wenn beim Schuleintritt ein verbindliches Training
für die Eltern angeboten werde, profitierten davon alle Beteiligten.
Laut Hurrelmann haben Eltern es heute schwerer denn je. Durch den früheren Beginn der Pubertät schrumpfe die Kindheit zusammen auf einen Zeitraum von rund zehn Jahren. Dadurch hätten Eltern nur noch zehn bis elf Jahre Zeit, um eine stabile Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen, bevor dieses sich bereits wieder ablösen wolle, sagte der Jugendforscher gegenüber der Online-Ausgabe der Neuß-Grevenbroicher Zeitung, "ngz-online". Daneben seien die schulischen Anforderungen gewachsen und auch die Einflüsse der Medien hätten deutlich zugenommen.
Aus diesem Grund müsste man Eltern wesentlich mehr Unterstützung für die Erziehung anbieten. Immerhin seien die Eltern nach wie vor die wichtigsten Vorbilder für Kinder. "Man könnte sogar darüber nachdenken, dass Eltern, die solche Seminare besuchen, etwas mehr Kindergeld bekommen als andere", sagte er gegenüber "ngz-online". Dies sei zwar einerseits schwierig umzusetzen, könnte für Eltern aber ein Anreiz sein.
Eltern haben großen Einfluss auf den Schulerfolg
Um Eltern zu schulen, hat Hurrelmann gemeinsam mit dem Pädagogen Adolf Timm den Verein "Die Gesetze des Schulerfolgs" gegründet. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, flächendeckend das gleichnamige Training für Eltern anzubieten. Hurrelmann und Timm setzen sich auch für eine intensive Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern ein. Diese sollten sich als Partner im Erziehungsprozess begreifen, denn der Einfluss der Eltern auf den Schulerfolg ihrer Kinder sei größer als der von Lehrern und Unterricht zusammen. Das Elterntraining umfasst 24 Stunden, die in drei Module von jeweils acht Stunden aufgeteilt werden. Dabei sehen die beiden Experten es als "größte Herausforderung unserer Zeit an, alle Eltern zu erreichen". Eltern müssen für ein Trainingsmodul zwischen 26 und 36 Euro zahlen. Da scheint es fraglich, ob sich dies alle Eltern, die Hurrelmann und Timm erreichen wollen, leisten können.
Schulen sollten sich zum Erziehungsauftrag bekennen
Am besten geeignet dafür seien die Schulen. Schulen sollten sich neben ihrem Bildungsauftrag wieder stärker zu ihrem Erziehungsauftrag bekennen. Deutschland und Österreich seien fast die einzigen Länder der Welt, die davon ausgehen, dass Schule hauptsächlich eine Instanz zur Wissensvermittlung sei.