„Wer von Religion keine Ahnung hat, glaubt am Ende alles“, sagte die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, in ihrer Laudatio. Nichts sei gefährlicher als dies in einer Gesellschaft, in der Religionen Nachbarn seien. In Deutschland wohnten die Weltreligionen mittlerweile Tür an Tür. „Das Religionsportal des WDR zeigt in hervorragender Weise, wie das Wissen über Religion spannend, aktuell, ausgewogen und kritisch zugleich sein kann“, sagte Bahr laut einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd). Auch der Protestantismus in Deutschland komme im Kontext religiöser Nachbarn zur Geltung.
Der Wilhelm-Schrader-Preis wurde in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen. Er erinnert an den 1914 im Kreis Peine geborenen deutschen Diplomaten. Schrader studierte in Bonn Jura und Volkswirtschaft und arbeitete dort anschließend im Auswärtigen Amt. Als er 2006 starb, vermachte er seine Stiftung, die der Kirche den Auftrag stellt, das Ansehen der rheinischen Kirche in der Öffentlichkeit zu fördern. Der rheinische Präses Nikolaus Schneider überreichte die mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung am Dienstagabend in Bonn WDR-Intendantin Monika Piel.
Unter www.religion.wdr.de werden die Weltreligionen Christentum, Islam, Judentum, Buddhismus und Hinduismus vorgestellt. Texte, Fotos, Videos und Tondokumente ermöglichen vergleichende Querbezüge. Historische Hintergründe sollen ebenso wie heutiger religiöser Alltag oder Konflikte zwischen und innerhalb der Religionen verdeutlicht werden.
„Die Inhalte der evangelischen Kirche werden einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und im Rahmen der fünf großen Weltreligionen präsentiert“, würdigte der Vorsitzende der Wilhelm-Schrader-Stiftung, Landeskirchenrat Hermann Wischmann, das WDR-Portal. Damit werde der globale Kontext religiöser Sinnsuche in der modernen Gesellschaft hergestellt.
WDR: Portal soll Kirchenleute als auch Skeptiker ansprechen
Intendantin Piel sagte laut dem vorab verbreiteten Redemanuskript, der WDR sehe in der Integration von Menschen mit unterschiedlichen religiösen und ethnischen Wurzeln eine seiner Zukunftsaufgaben. Sie betonte, dass Kirchenleute auf dem WDR-Portal ebenso angesprochen werden sollten wie nachrichtlich Interessierte und Skeptiker.
Kritik äußerte Piel bei der Gelegenheit an der Medienregulierung, welche die Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Internet stark einschränke. „Dadurch wird leider das eigentlich schnellste Medium von allen, das Internet, auf höchst bürokratische und umständliche Weise ausgebremst.“ Der Preis der EKD sei in diesem Sinne ein symbolischer Rückhalt.
Die Idee für das Religionsportal stammt von Intendantin Piel und dem Programmchef von WDR 5, Florian Quecke. Das Angebot wurde von Mai 2007 bis Februar 2008 stufenweise freigeschaltet. Die Inhalte liefern die WDR-Internetredaktion, die für Religion und Theologie zuständigen Redaktionen bei Radio und Fernsehen sowie der Radiosender Funkhaus Europa. (PRO)