Am Montag beschäftigte sich die EKD-Synode mit ihrem diesjährigen Schwerpunktthema Welternährung. Der Soziologe Alexander Müller betonte die Verantwortung beim Umgang mit Lebensmitteln. Für Agrarökonom Joachim von Braun ist nachhaltige Landwirtschaft die Lösung zur Ernährungssicherung.
„Weltweit hungern 850 Millionen Menschen. Dabei gibt es genug Lebensmittel“, sagte der Soziologe Alexander Müller
Bischof Franz-Josef Overbeck betonte in seinem Grußwort die Verpflichtung der Kirche, Hilfe zu leisten. Zum Reich Gottes gehöre die ganze Existenz des Menschen, auch die Nahrung. Jesus sei ein Beispiel dafür gewesen, dass Glaube und Leben eine Einheit bildeten. Overbeck machte aber auch klar, dass beim sozialen Einsatz der Kirche die biblische Botschaft nicht vernachlässigt werden dürfe. Beides müsse zusammenspielen. „Die Einheit von Hilfe und Verkündigung darf die Kirche bei aller Hilfe nicht vergessen“, sagte er. Es gehe nicht nur allein darum, Nahrungsmittel zu verteilen.
Alexander Müller, Soziologe vom Rat für nachhaltige Entwicklung, forderte ein Umdenken in den Bereichen Landwirtschaft und Klimawandel, um eine wachsende Bevölkerung in der Zukunft ernähren zu können. Weltweit würden pro Jahr etwa 1,3 Billionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, erklärte er. „Wir gehen mit den Lebensmitteln um, als hätten sie keine natürliche Basis, auf der sie produziert werden.“
„Heute schon aktiv handeln“
„Weltweit hungern etwa 850 Millionen Menschen, allein in den Entwicklungsländern sind es 820 Millionen. Dabei gäbe es genug Lebensmittel weltweit“, sagte Müller. Es sei abzusehen, dass die Bevölkerung in den Entwicklungsländern, besonders im städtischen Bereich, zunehmen werde, vor allem in Afrika. Gleichzeitig werde in anderen Teilen der Welt der Trend zum Übergewicht steigen.
Ein Umdenken in der Nahrungsmittelproduktion und eine Umverteilung seien deshalb wichtig für die Ernährungssicherung. Auch der Klimawandel wirke sich negativ aus, weshalb mehr Wert auf die Einschränkung der CO2-Emissionen gelegt werden müsse. Bei der Nahrungsmittelversorung gehe es um die Frage: „Wenn wir heute nicht aktiv handeln, wird morgen dann noch genug da sein?“
Joachim von Braun, Agrarwissenschaftler und Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung der Universität Bonn, widmete sich dem Thema nachhaltiger Landwirtschaft zur Verbesserung der weltweiten Ernährungssituation. Auch er ging besonders auf Afrika ein. Nachhaltige Landwirtschaft sollte das Einkommen steigern, Armut verringern und gute Ernährung ermöglichen.
Land- und Wasserrechte für Kleinbauern
„Gesunde Ernährung ist für die Armen der Welt aber immer teurer geworden“, sagte von Braun. Die Entwicklungsländer bräuchten deshalb vermehrt Zugang zu Saatgut, Dienstleistungen und für sie wichtige Forschungssysteme. Außerdem sollte die Wassereffizienz gesteigert und die Dürre stärker bekämpft werden. „Wir müssen mehr in Innovationen investieren, um Nachhaltigkeit hinzubekommen“, erklärte der Agrarökom. Weiterhin forderte er ein Umdenken hin zu Grüner Gentechnik.
Teilweise gebe es bereits Forschungserfolge: Für die Versorung der Entwicklungsländer seien bereits besonders eisenhaltige Bohnen und vitaminreicher Mais gezüchtet worden. Das Engagement für eine nachhaltige Landwirtschaft und zur Bekämpfung des weltweiten Hungers müsse aber noch verstärkt werden. Dies könne zum Beispiel gelingen, indem Kleinbauern mehr Land- und Wasserrechte eingeräumt würden.
Die berufliche Zukunft vieler Kleinbauern liege trotzdem außerhalb der Landwirtschaft. „Diese Jobs müssen aber im ländlichen Raum geschaffen werden, und nicht in den Slums der Städte“, erklärte von Braun. An die Synode gerichtet sagte er: „Sie sollte von der Politk einfordern, den Hunger bis 2025 zu beenden.“ (pro)
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