EKD steigt aus ökumenischem Bibelprojekt aus

H a n n o v e r (KEP) - Das gemeinsame evangelisch-katholische Projekt zur Revision der "Einheitsübersetzung" der Bibel kommt nicht zustande. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zieht sich aus einem ökumenischen Bibel-Übersetzungsprojekt zurück, weil die Voraussetzungen für die Mitwirkung an der geplanten Überarbeitung der "Einheitsübersetzung" zusammen mit der katholischen Kirche nicht mehr gegeben seien, erklärte der Rat der EKD.
Von PRO

Geplant war, dass sich die EKD an der Revision der sogenannten „Einheitsübersetzung“ mitbeteiligen solle. Die „Einheitsübersetzung“ war in ihrer vorliegenden Fassung keine gemeinsame Übersetzung beider Konfessionen. Vielmehr handelt es sich um eine einheitliche Übersetzung deutschsprachiger katholischer Diözesen, wobei evangelische Fachleute bei der Übersetzung der Psalmen und des Neuen Testamentes mitgewirkt haben. Die „Einheitsübersetzung“ wurde seit 1978 von beiden Seiten als ökumenischer Text angenommen.

Gründe für den Ausstieg der EKD

Als Grund für ihren Ausstieg aus dem Projekt gibt die EKD an, sich nicht mit der römischen Instruktion „Liturgiam authenticam“ (Instruktion der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung) identifizieren zu können, da sie sich nicht mit dem reformatorischen Prinzip „sola scriptura“ („allein die Schrift“) vereinbaren lasse.

Insbesondere zwei Artikel aus „Liturgiam authenticam“ stoßen auf evangelischer Seite auf Ablehnung: Zum einen ist dies die Weisung, wonach Übersetzungen auf eine Art und Weise zu erfolgen hätten, die das katholische Volk nicht „verwirren“, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Es bestehe die Gefahr, dass Stil und Wortschatz des reformatorischen Sprachgebrauchs aufgrund dieser Weisung abgelehnt werden könnten.

Zudem werde das reformatorische Prinzip „sola scriptura“ auch anderweitig verletzt: Bei den Protestanten haben, im Gegensatz zu den Katholiken, im Falle von Übersetzungen die hebräischen und griechischen Urtexte gegenüber der kirchenväterlichen Traditionen und der Nova Vulgata (lateinische Bibelübersetzung) Vorrang.

Des weiteren lehnen die evangelischen Kirchen das so genannte „Recognitio-Verfahren“ ab. Dies bedeutet, dass die revidierte Bibelübersetzung vom Apostolischen Stuhl in Rom genehmigt werden muss. Ohne dessen Zustimmung hätte die Übersetzung keine Gültigkeit.

Kardinal Lehmann: „Grundsätzliches Misstrauen“

Beide Seiten sehen den Grund für das Scheitern der Zusammenarbeit in unterschiedlichen Faktoren. Begründet die EKD ihren Projektaustritt mit der Bindung der Katholiken an die „Liturgiam authenticam“, spricht der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, von einem „grundsätzlichen Misstrauen“ der EKD gegenüber den Anforderungen der Instruktion. Dennoch sieht der Mainzer Kardinal Lehmann die Hoffnung, in Zukunft „gemeinsame Wege finden zu können“.

Der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber erinnert an die gemeinsame Basis der Bibel für beide Kirchen: „Auch, wenn eine gemeinsame Bibelübersetzung künftig nicht mehr zur Verfügung steht, bleibt die grundlegende Gemeinsamkeit davon unberührt: die christlichen Kirchen haben denselben biblischen Text.“

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