Das ZDF hatte Ende Januar angekündigt, ein solches Forum mit Ansichten und Kommentaren aus muslimischer Sicht im Sommer einzurichten. ZDF-Intendant Markus Schächter hatte vergangene Woche betont, dass die redaktionelle Verantwortung für das Angebot beim ZDF liege.
Merz äußerte sich gleichzeitig befremdet über die Reaktionen auf die Ankündigung des ZDF. Grünen-Politiker hätten gefordert, den Islam gleichberechtigt neben dem Christentum in den Medien zu präsentieren. Solche Reaktionen seien seiner Ansicht nach wenig durchdacht, „überstürzt und in einigen Fällen wohl auch populistisch“, so der kirchliche Rundfunkbeauftragte. Verkündigungssendungen wie das „Wort zum Sonntag“ in der ARD seien gesetzlich geregelt. Daran änderten auch „laute Forderungen“ nichts.
„Deutschland ist christlich-jüdisch geprägtes Land“
Der Theologe betonte, der Rundfunkstaatsvertrag sage klar und deutlich, dass den christlichen Kirchen und den jüdischen Gemeinden Sendezeit eingeräumt werden müsse. Deutschland sei ein „christlich-jüdisch geprägtes Land“, den rund 52 Millionen Mitgliedern der evangelischen und katholischen Kirche stünden 3,3 Millionen Muslime gegenüber. Er erlebe immer stärker, dass die Menschen Informationen „über ihre kulturellen und religiösen Wurzeln“ wollten. Diese lägen im Christentum. Die Menschen wollten eine „christliche Zeitansage, christlichen Trost, christliche Orientierung“.
Merz kritisierte den Vize-Präsidenten des Zentralrats der Juden, Salomon Korn, der das „Wort zum Sonntag“ im „Spiegel“ als „Anachronismus“ bezeichnet hatte. Korn hatte gesagt, sinnvoller als solch eine Verkündigungssendung sei ein Format, in dem es um die Frage gehe, welche Werte es in der Gesellschaft gebe. Merz sagte, er bedaure es fast, dass er immer für ein „Wort zum Sabbat“ eingetreten sei. Korn habe gezeigt, dass an dieser Stelle die Solidarität der Kirchen mit der jüdischen Gemeinde „leider nicht erwidert wird“.
Die evangelische und die katholische Kirche gestalten in der ARD abwechselnd das „Wort zum Sonntag“ am Samstag nach den „Tagesthemen“. Im ZDF werden sonntags Gottesdienste übertragen. Auch der Deutschlandfunk überträgt sonntags Gottesdienste. Hinzu kommt jeden Freitag von 15.50 bis 16 Uhr die Sendung „Schalom – Jüdisches Leben heute“.