EKD-Ratsvorsitzender mit Muslimin im Dialog um das Gottesbild

Es gibt nur einen Gott, aber unterschiedliche Gottesbilder. Diese Position hat der amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider, im ZDF-"Forum am Freitag" vertreten. In einem gemeinsamen Gespräch mit der Theologin Hamideh Mohagheghi zum Thema "Ein Gott für Christen und Muslime?" haben beide die Gemeinsamkeiten und trennenden Aspekte zwischen den Glaubensrichtungen diskutiert.
Von PRO
Eine neue Debatte war nach Vereidigung der neuen niedersächsischen Sozialministerin Aygül Özkan entflammt. Die gläubige Muslimin hatte ihren Eid mit den Worten "So wahr mir Gott helfe" beendet. Dies hatte zu kritischen Stimmen im christlichen Bereich geführt, welche die erheblichen Unterschiede im Gottesverständnis beider Religionen betonten. Mohagheghi machte deutlich, dass es sich bei der Eidesformel um Allah handele, da Gott das deutsche Wort für Allah sei. Das "Forum am Freitag" ist eine dem christlichen Wort zum Sonntag in der ARD analoge Fernsehsendung. Dieses kann im Internet gehört und gelesen werden und ist im "ZDFinfokanal" zu sehen.

Nach dem Gottesbild befragt, antwortete Schneider, dass Gott nur ausschnittsweise wahrgenommen und beschrieben werden könne. "Die Fülle der Wahrheit Gottes kann keiner von uns erkennen. Die Wahrheit ist bei Gott selber. Und wenn wir sagen, es gibt nur einen Gott, dann hat sie (Özkan) zu diesem Gott gesprochen, obwohl sie ein anderes Gottesbild hat." Das christliche Gottesbild sei, so Schneider, wesentlich geprägt durch "Jesus Christus als eine Selbstoffenbarung Gottes". Für Muslime sei es schwer nachvollziehbar, dass Gott leiden und durch den Tod hindurch gehen könne. "Dies sind Aspekte, die im muslimischen Gottesbild fehlen oder fundamental anders sind. Im Christentum tritt immer derselbe Gott in dreierlei Gestalt auf."

Allah braucht nicht bestimmte Prozesse, um zu erfahren, wie Menschen leiden

Entsprechend verneinte Mohagheghi, die Mitglied der Deutschen Islam Konferenz ist, dass Leiden im Islam zur Erlösung führe. "Ein großer und umfassender Gott, der selbst in seiner Schöpfung präsent ist, braucht nicht bestimmte Prozesse, um zu erfahren, wie die Menschen leiden." Die Erlösung im Islam geschehe durch die Handlungsweise des Menschen und die Barmherzigkeit Gottes.

Schneider machte gegenüber Moderator Abdul-Ahmad Rashid deutlich, dass das Christentum einen Wahrheits- und damit auch einen Exklusivitätsanspruch habe. Dies zeige der Bibelvers "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich." "Wir werden diesen Wahrheitsanspruch aufrecht erhalten und andere dazu einladen. Auch wenn unsere Wahrheitserkenntnis immer hinter der Wahrheitserkenntnis Gottes zurückbleibt", ergänzte Schneider. Die Schwierigkeiten im Verständnis der jeweils anderen Tradition, so die islamische Theologin, sollten nicht verschwiegen, sondern klar und deutlich angesprochen werden. Das komplette Doppelinterview ist unter http://www.forumamfreitag.zdf.de abrufbar.
http://www.forumamfreitag.zdf.de
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