Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich vom Apartheids-Vorwurf gegen Israel distanziert, den der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) erhoben hatte. Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs bezeichnete solche Zuschreibungen nicht nur als sachlich falsch. Dem Evangelischen Pressedienst sagte sie, dass dies auch Gräben vertiefe.
Die EKD halte an ihrer Positionierung von 2022 fest, dass der Begriff „Apartheid“ die komplexe Realität in Israel und den palästinensischen Gebieten nicht in geeigneter Weise beschreibt, sagte Fehrs. Diese Formulierung verwendet auch die offizielle Stellungnahme der EKD. Der Zentralausschuss des ÖRK hatte bei einer Tagung in Johannesburg im Juni die Politik Israels gegenüber den Palästinensern verurteilt und dazu aufgefordert, die „Realität der Apartheid beim Namen“ zu nennen und Sanktionen gegen Israel zu verhängen.
Vorsitzender des Gremiums ist der frühere EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und damit einer der Vorgänger von Fehrs. Er verteidigte die Erklärung und Positionierung. In der „Welt am Sonntag“ hatte der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, der EKD in einem Gastbeitrag nahegelegt, den Kirchenbund zu verlassen. Ein Verbleib sei nicht mit christlicher Ethik vereinbar.
Dialog sollte konstruktiv und kritisch sein
Diesen Schritt lehnte Fehrs ab. Die Evangelische Kirche in Deutschland werde sich weiter engagiert in die weltweite ökumenische Gemeinschaft einbringen. Gerade in schwierigen Fragen brauche es einen kritischen wie konstruktiven Dialog. Sie kündigte an, Anfang August bei einem Treffen mit dem Weltkirchenrat in Genf die Position der EKD zum Ausdruck zu bringen.
Die EKD hatte bereits eine Stellungnahme zum Beschluss des Weltkirchenrats auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Dort heißt es, Unrecht und Leid durch die fortgesetzte Besatzung des Westjordanlandes und den Krieg in Gaza müssten benannt werden. Die EKD trete für die Einhaltung des humanitären Völkerrechts ein und fordere eine Lösung, die Sicherheit und Rechte für alle Menschen in der Region gewährleistet.
Von: Johannes Blöcher-Weil/epd