Die neu gewählte Präses der EKD, Irmgard Schwaetzer, will sich in der Kirche für mehr „Nähe an der Lebensrealität“ einsetzen – und damit auch für eine vollständige Anerkennung homosexueller Paare.
Von PRO
Foto: EKD
EKD-Präses Irmgard Schwaetzer will mehr Transparenz innerhalb der Kirche
In den vergangenen Monaten hat die Evangelische Kirche für Deutschland (EKD) vor allem eines geprägt: die Diskussion um die Orientierungshilfe zum Thema Familie. Darin bescheinigte die EKD Partnerschaften verschiedener Art, also Eineltern-Familien und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, den gleichen Stellenwert wie der Ehe. „Es ist überhaupt nicht richtig, dass in dem Papier von dem Leitbild der Ehe abgerückt worden wäre“, sagte Schwaetzer, die am Sonntag zur neuen Präses der EKD gewählt wurde, im Deutschlandradio. „Es ist vielleicht nicht so deutlich gewesen. Aber ich stehe ganz eindeutig hinter der Intention dieses Papiers, nämlich als evangelische Christen stärker auf die Realität zu antworten, in der Menschen in unserer Gesellschaft heute leben.“
Die ehemalige FDP-Politikerin ist der Ansicht, dass eine endgültige Version des Papiers erst durch Diskussionen entstehen könne. „Das Ende muss doch sein, dass wir uns zusammenfinden unter dem Wort Gottes und einer Auslegung, die von möglichst vielen in der Evangelischen Kirche, aber natürlich auch der Gesellschaft getragen wird.“ Noch stärker als zuvor müsse die Evangelische Kirche „mitten in die Gesellschaft“ rücken. Wie Schwaetzer sagte, seien rund 60 Prozent der deutschen Staatsbürger Kirchenmitglieder, etwa die Hälfte davon in der EKD. „Wir können aufbauen auf eine solche stabile Basis und mit denen wollen wir natürlich auch über die moderne Welt diskutieren und dazu gehören auch neue Lebensformen, dazu gehört die Lebenswirklichkeit.“ Aus diesem Grund wolle sich die EKD auf ihrer nächsten Synode in Dresden dem Thema der Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Welt beschäftigen.
Trotz der „stabilen Basis“ an Kirchenmitgliedern wolle sich die EKD gegen einen zunehmenden Mitgliederschwund einsetzen, sagte Schwaetzer in der Sendung. Transparenz solle daher in Zukunft einen hohen Stellenwert in der Kirche haben. Dazu reiche es nicht aus, nur die Aufstellung des Haushalts und die Verwendung von Mitteln transparent zu gestalten. Das erfordere weitere Maßnahmen. „Zum Beispiel, dass wir hier in der Synode in aller Öffentlichkeit unsere Zahlen offenlegen, darüber diskutieren, wo das Geld herkommt, darüber diskutieren, wie wir es verwenden.“ Auch Menschen, die nicht täglich in der Kirche arbeiten, sollten sehen, wofür die Mittel eingesetzt würden.
An bestehenden Problemen arbeiten
Die ehemalige Bundesbauministerin sei selbst von ihrer Wahl zur EKD-Präses überrascht gewesen. „Aber ich hatte den Eindruck, dass ich in einer etwas schwierigen Situation einen Beitrag dazu leisten könnte, die Synode wieder in eine Art ruhiges Fahrwasser zu bringen“, sagte Schwaetzer. Sie wolle aber keine großen Veränderungsprozesse beginnen. „In der Tat haben wir eine ganze Menge Probleme, an denen ich mit Sicherheit auch als Synoden-Präses weiterarbeiten werde.“
Von 1987 bis 1991 war Schwaetzer Staatsministerin im Auswärtigen Amt und von 1991 bis 1994 Bundesministerin für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Bis 2002 saß sie für die FDP im Bundestag, in den sie jeweils über die Landesliste von Nordrhein-Westfalen einzog. Die 71-jährige ist promovierte Pharmazeutin. Bei der Wahl auf der EKD-Synode in Düsseldorf am Sonntagabend bekam Schwaetzer 91 von 115 Stimmen. Damit übernahm sie das Amt der Präses von Katrin Göring-Eckhardt, die kurz nach der Bundestagswahl Ende September zurückgetreten war. (pro)
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