In dem Beitrag der „Zeit“ beschäftigt sich Autorin Cornelia Laufer mit der „Faszination“ der charismatischen Bewegung. Unter dem Titel „Fabrik des Glaubens“ beschreibt die Journalistin einen Besuch in einem charismatischen Gottesdienst und stellt ihre Beobachtungen in den Kontext der aktuellen Debatte um „christliche Fundamentalisten“ und Intoleranz der Christen.
„Fundamentalismus“ oder „Extremreligiosität“
„Fundamentalismus ist nicht unbedingt gefährlich“, zitiert die Autorin Pfarrer Gandow, „Extremreligiosität schon“. Fundamentalismus bedeute lediglich eine „Rückbesinnung auf die Wurzeln der Religion“, schreibt die Autorin weiter.
In zahlreichen charismatischen Gemeinden komme es jedoch auch zu geistlichem Missbrauch, darüber berichteten „Aussteiger“ in Internetforen. „Besucher der Internetportale erzählen, wie sie schon als Jugendliche mit der charismatischen Bewegung in Berührung kamen und zu ‚Gebetskämpfern‘ ausgebildet wurden, die nachts aufwachten und sofort panisch zu beten begannen“, schreibt Cornelia Laufer.
„Guru-Kult in charismatischen Gemeinden“
Insbesondere der Umstand, dass es in einigen charismatischen Gemeinden „eine Art Guru-Kult“ gebe, ermögliche den Missbrauch der Gemeindemitglieder, so Thomas Gandow. „Alle Menschen sind auf eine gewisse Weise beschränkt und lassen sich gerne etwas von jemandem sagen. In charismatischen Gemeinden gibt es einen Art Guru-Kult. Die dort herrschende Struktur ermöglicht einen Missbrauch der Gemeindeglieder, da alles auf den Pastor, auf eine Führungspersönlichkeit zugeschnitten ist, hinter der nur noch der Herrgott persönlich steht.“ Dies sei vergleichbar mit dem Personenkult um Politiker wie Honecker und Mao.
„Ein charismatischer Pastor hat Macht; mehr Macht als in der Amtskirche, in der es eine Dienstaufsicht gibt.“ Zwar neigten in keiner bestimmten „freievangelischen Gruppierung die Gemeindeleiter generell dazu, von der Macht Gebrauch zu machen. Aber die Strukturen sind da“, heißt es in dem Beitrag weiter.