EKD gegen Kreationismus und Atheismus-Angriffe

Über Weltentstehung, Evolutionstheorie und Schöpfungsglauben sowie über die Behandlung dieser Themen in der Schule wird seit längerem eine intensive Debatte geführt. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich jetzt in einer "Orientierungshilfe" für die Überwindung falscher Alternativen und mehr Sachlichkeit ausgesprochen.
Von PRO

Die EKD zieht in der am Dienstag veröffentlichten Orientierungshilfe klare Grenzen zum Kreationismus, der die wissenschaftliche Evolutionstheorie zur Entstehung der Welt in Frage stellt. Sie kritisiert darin auch einen neuen Atheismus, der den biblischen Schöpfungsglauben bekämpft. Beides seien „Irrwege“.

EKD: Kein entweder-oder

Viele Beiträge in der Debatte um Schöpfung und Evolution gingen davon aus, „dass entweder die Evolutionstheorie dem Schöpfungsglauben oder der Schöpfungsglaube der Evolutionstheorie weichen muss. Das wird jedoch weder der einen noch der anderen Seite gerecht“, schreibt der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, im Vorwort der Ausarbeitung des Rates der EKD, dem Leitungsgremium der evangelischen Kirche. Die Orientierungshilfe wurde am Dienstag unter dem Titel „Weltentstehung, Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube in der Schule“ veröffentlicht.

In der Debatte um Schöpfung und Evolution würden zum Teil längst überwunden geglaubte Vorurteile erneut ins Feld geführt – sei es gegen die Evolutionstheorie und die Wissenschaftlichkeit der Biologie oder gegen die Theologie sowie gegen Kirche und Religionsunterricht, heißt es in der Ausarbeitung. „Es wäre jedoch ebenso unangemessen, die Erforschung von Evolutionsprozessen als Bekenntnis zum Atheismus zu verstehen, wie es umgekehrt verfehlt wäre, den in den USA verbreiteten Kreationismus einfach mit dem christlichen Schöpfungsglauben gleichzusetzen.“ Der Kreationismus sei vielmehr eine „Verkehrung des Glaubens an den Schöpfer in eine Form der Welterklärung, die letztlich dazu führt, dass das Bündnis von Glaube und Vernunft aufgekündigt wird“.

Gegen Angriffe des „neuen Atheismus“

Der EKD-Ratsvorsitzende Huber schreibt weiter: „Weder die Angriffe eines neuen Atheismus auf den biblischen Schöpfungsglauben noch die im Namen des christlichen Glaubens vorgebrachten Angriffe auf die Evolutionstheorie treffen deshalb die jeweils andere Seite im Kern.“ Es gebe jedoch „Auslegungsformen des biblischen Schöpfungsglaubens wie der Evolutionstheorie, die der Kritik bedürfen“, so Huber. Eine sachgemäße Kritik werde jedoch erst möglich, wenn man sich „von falschen Alternativen befreit hat“.

Eine grundsätzliche Klärung sei „von erheblicher praktischer Bedeutung“, betont der Ratsvorsitzende. Denn auch in Deutschland werde darüber diskutiert, ob im Biologieunterricht auch der biblische Schöpfungsglaube und im Religionsunterricht die Evolutionstheorie zu behandeln seien. Es liege auf der Linie der Überlegungen des EKD-Rates, das Verhältnis zwischen beiden Betrachtungsweisen vorzugsweise in interdisziplinären Unterrichtsprojekten zu klären. Denn „dann können biologische und theologische Perspektiven jeweils in ihrer Eigenbedeutung zur Geltung gebracht werden“, so Huber.

Der Rat der EKD will nach eigenen Angaben mit der Orientierungshilfe zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen sowie Impulse für die Bearbeitung wichtiger gesellschaftlicher Probleme bieten. Dazu gehöre die Klärung des Standpunkts, den Kirche und Theologie heute zumindest mehrheitlich gegenüber den Fragen von Schöpfung, Evolution und Evolutionstheorie vertreten.

Weitere Informationen: Die EKD-Orientierungshilfe „Weltentstehung, Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube in der Schule“ ist im Internet unter www.ekd.de zu lesen.

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