Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und westfälische Präses Annette Kurschus hat den Bonner Ökumenischen Predigtpreis für ihr Lebenswerk erhalten. Der emeritierte Theologie-Professor Reinhard Schmidt-Rost hob in seiner Laudatio auf der Preisverleihung am Mittwoch in der Bonner Namen-Jesu-Kirche Kurschus‘ „berührende Ansprachen“ in Gottesdiensten von hohem öffentlichen Interesse hervor.
Der Jury zufolge setzte Kurschus Standards dafür, was die Predigt einer Kirchenrepräsentantin „etwa in öffentlicher Trauer bei Katastrophen leisten kann“. Schmidt-Rost verwies dabei laut Manuskript besonders auf die Kölner Trauerfeier im April 2015 nach dem Germanwings-Absturz und Kurschus‘ Predigt in einem Fernseh-Gottesdienst in der Flüchtlingskrise im Herbst 2015.
Der evangelische Theologe lobte zudem Kurschus‘ Engagement, der „sinnstiftenden Kraft christlicher Deutungen“ und öffentlicher Äußerungen mehr Gehör zu verschaffen. Die neu gewählte EKD-Ratsvorsitzende habe stets besondere Sorgfalt, auch bei kürzeren geistlichen Texten, empfohlen. Denn durch diese könnten biblische Texte in lebendige Beziehung zur Gegenwart gesetzt werden. „Sie haben mit ihren Gedanken und Beispielen alle, die sich um bedeutungsvolle, Leben eröffnende und Leben bewahrende Sprache für die Narrative der Christenheit bemühen, ermutigt“, sagte Schmidt-Rost in seiner Laudatio.
Der Preis für die beste Einzelpredigt ging an den Rundfunkpastor beim NDR, Marco Voigt, für einen Beitrag zum Thema „Hören“. Die öffentliche Verleihung des Predigtpreises soll den Dialog zwischen Kirche, Wissenschaft und Gesellschaft fördern.
Der undotierte Preis würdigt seit 20 Jahren traditionell am Buß- und Bettag die Redekunst in den Kirchen. Zu den bisherigen Trägern in der Kategorie Lebenswerk zählen unter anderen Margot Käßmann, Hanns Dieter Hüsch und Walter Jens.