„Einheit ist ein Wunder“

Die deutsche Wiedervereinigung ist ein Wunder Gottes. Dies war der Tenor beim Eröffnungsabend einer Tagung, mit der die evangelische Nachrichtenagentur idea an die Friedliche Revolution, den Mauerfall und das Ende des SED-Regimes vor 25 Jahren erinnert hat.
Von PRO
Der Theologe Uwe Holmer gewährte nach der Wende Margot und Erich Honecker Asyl in seinem Haus

In seiner Begrüßungsrede am Donnerstagabend unterstrich idea-Leiter Helmut Matthies die Einzigartigkeit des Mauerfalls. „Nie in der Weltgeschichte wurde eine Diktatur friedlich gestürzt. Wenn das kein Wunder Gottes ist – was sonst?“, sagte Matthies vor den rund 250 Tagungsgästen im christlichen Gästezentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd. Den Bürgern im Westen der Republik attestierte er „große Wissenslücken“ im Zusammenhang mit dem Umsturz in der ehemaligen DDR. „Der Osten muss es also dem Westen erzählen“, sagte er.

„Lasst Euch vom Mut anstecken“

Matthies forderte die Tagungsgäste auf, sich vom Mut der Christen in der ehemaligen DDR anstecken zu lassen, um dort widerstehen zu können, wo heute Unrecht geschehe. Es gelte, „dem Rad in die Speichen zu greifen, überall dort, wo Schlimmes verhindern werden kann“, zitierte Matthies den Theologen und Widerstandkämpfer gegen die Nazis, Dietrich Bonhoeffer. Es sei wichtig, die zu befragen, „die tapfer waren“, erklärte Matthies. „Gott hat eine Diktatur zum Stürzen gebracht.“ Als Referenten der Tagung begrüßte der idea-Leiter unter anderem die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld, Harald Bretschneider, einen Vertreter der kirchlichen Friedens- und Menschenrechtsbewegung in der DDR, sowie die aus der ehemaligen DDR stammenden Theologen Uwe Holmer und Theo Lehmann.
„Nie in der deutschen Geschichte haben so viele Christen so viele Positionen in Politik und Gesellschaft besetzt wie ab 1990 in der DDR und dann in den neuen Bundesländern“, resümierte Matthies. Christen seien oft die einzigen gewesen, die sich nicht mit dem SED-Regime eingelassen hätten. Die Auswirkungen seien noch heute wirksam, erklärte Matthies. Rund 70 Prozent der politischen Mandatsträger in den neuen Ländern seien Kirchenmitglieder, obwohl nur 20 Prozent der Bürger dort einer Kirche angehörten: „Das ist ein tolles Zeichen und eine Ermutigung.“

Vom eigenen Vater verraten

Tagungsreferent Pfarrer Matthias Storck ist einer von 280.000 Ex-DDR-Bürgern, die in Haft waren, weil sie anders dachten, als die Regierung es vorgab. Er berichtete: „Die DDR hatte uns das Fernweh und den eigenen Willen verboten. Das System war so auf Angst und Furcht gebaut, dass sie die Herzen, Wahrhaftigkeit und Wahrheit zerstört hat.“ Von seinem Vater habe er gelernt, trotzdem bei der Wahrheit zu bleiben: „Gott sei Dank hatte ich Eltern, die mir alle Kompromisse verboten haben“, sagte der Theologe, der im Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen und in Cottbus als politischer Häftling eingesessen hat. Nach 14 Monaten wurde er freigekauft. „Beim Öffnen der Stasi-Akten hat sich so mancher Schlüssel noch einmal im Schloss gedreht“, sagte Storck. „Da haben einen Menschen verraten. Das ging durch Mark und Bein.“ Storck war auch von seinem Vater bespitzelt worden: „Auch wenn er ein unwilliger IM (Inoffizieller Mitarbeiter; Anm. d. Red.) war, so war er doch einer.“

Gott war gegenwärtig

Nach der Wende mit ihrem Mann in den Osten gezogen ist Daisy Gräfin von Arnim. Die Familie hat auf dem Familienbesitz der Adelsfamilie in der Uckermark Fuß gefasst. Von Arnim selbst befand sich zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung in Großbritannien und ist der Liebe wegen in die ehemalige DDR gezogen. „Gott war gegenwärtig, ist gegenwärtig und wird es auch sein. Gott hat zum Zeitpunkt der Friedlichen Revolution Menschen in Positionen gesetzt, die dies möglich gemacht haben“, war sich die Gräfin sicher. Es hat uns vor eine riesige Herausforderung gestellt, da wir dort kaum Christen vorgefunden haben. „Ich bin dankbar für jeden, der für diesen Landstrich betet. Was dieses bewirken kann, haben wir vor 25 Jahren erlebt. Deswegen müssen wir beten, beten, beten.“ In diesem Jahr feiere Deutschland die Silberne Hochzeit der Wiedervereinigung von Ost und West.

Oberbürgermeister ruft zu Friedensarbeit und Zivilcourage auf

Schönblick-Geschäftsführer Martin Scheuermann bezeichnete die Wiedervereinigung als Ereignis der Weltgeschichte, das beispiellos ist. „Dieses Wunder der Deutschen Einheit verdanken wir Gott.“ In seinem Grußwort zollte Oberbürgermeister Richard Arnold denjenigen Menschen Respekt, die vor 25 Jahren ihren Beitrag zur Wiedervereinigung geleistet haben. Auch heute komme es auf Friedensarbeit und Zivilcourage an.
Die Tagung geht noch bis Sonntag. Zeitzeugen, Prominete und Politiker berichten dabei über ihre Erinnerungen an den 9. November 1989 und den Zusammenbruch der DDR. (pro)

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