Eine Weltregierung für das Internet

Pornografie und Hetze: Das Internet ist ein weitgehend rechtloser Raum, in dem absolute Freiheit vorherrscht. Das meint der Kunsthistoriker Horst Bredekamp. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung fordert er eine „digitale Weltregierung“, die das Internet reguliert.
Von PRO
Die Freiheit des Internets hat auch negative Folgen, meint der Kunsthistoriker Bredekamp
Bredekamp, der an der Berliner Humboldt-Universität lehrt, prangert in dem Interview den Optimismus der Neunziger Jahre an. Damals hätten viele an die „anarchische Selbstorganisation“ des Internets geglaubt und Bedenken gegen ansteigende Kinderpornografie oder Antisemitismus im Internet beiseite geschoben. Heute sei das Internet „in manchen Bereichen ein antiwestlicher wie auch antiislamischer Hetzraum und ein Hort widerwärtiger Pornografie“. Um dem entgegenzutreten, bedürfe es einer „von der UN legitimierten digitalen Weltregierung“, die das Internet reguliert, besonders im Bereich der Kinderpornografie. „Bestimmte Bilder dürften gar nicht erst produziert werden. Aber auch das Anschauen muss reguliert werden, denn wer schaut, wird zum Komplizen.“

Gefahr der späten Scham

Mit dieser Forderung nach Regulation stelle er sich aber gegen den Zeitgeist, denn heute sei allein die Frage wichtig: „Wie viel zusätzliche Freiheit kann ich bekommen?“ Doch der Gesellschaftstheoretiker Thomas Hobbes habe Gemeinschaft über den Abzug von Freiheiten definiert. „Es lohnt sich, darüber wieder nachzudenken. Sonst kann sich die zerstörerische Seite unbeschränkt ausleben.“ Bredekamp warnt auch davor, das Internet als Privatsache anzusehen. Diese Auffassung führe „zu dem neuen Phänomen der Schamsenkung in der Öffentlichkeit“. Dies werde jedoch nicht diskutiert, da unter dem Gebot der Freiheit alles gelten dürfe. „Es ist aber eine neue Form der psychischen Belastung, dass man sich fünf Jahre später schämt für das, was man unwiderruflich weltweit preisgegeben hat.“ (pro)
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