Eine Spirale der Gewalt

Seine Mitschüler haben Nick Neufeld gemobbt, gedemütigt und misshandelt. Weil der Mutter die Strafe der Richter für die Täter zu harmlos ist, geht für Nick und sein Umfeld die Tortur weiter. „Neufeld, mitkommen!“ heißt eine beeindruckende ARD-Produktion über Mobbing, seine Aufarbeitung sowie das Verhalten von Tätern und Opfern.
Von PRO
Nick Neufeld wurde in  der Schule gemobbt und gedemütig. Wie die Familie mit den Vorfällen umgeht, beleuchtet der ARD-Film "Neufeld, mitkommen!"
Sie haben ihn mit dem Schraubenzieher geknechtet und bepinkelt. Weil er mit niemandem über die Vorkommnisse sprechen konnte, gerät Nick in eine Spirale der Gewalt, die erst spät durchbrochen wird. Der Film kommt ohne grausame Szenen aus. Aber Nicks Dilemma wird deutlich, als er sich sehr spät auf psychologische Behandlung einlässt. „Neufeld, mitkommen!“ hätten seine Mitschüler, angeführt vom Nachbarjungen, gerufen. Dann habe er gewusst, was los gewesen sei: „Einfach so und ohne Grund“, erzählt der Betroffene.

Passiert nur „Dicken und Deppen“

Auch für die Eltern haben die Ereignisse Folgen. Die Mutter meint es nur gut, verfällt aber in großen Aktionismus, um ihrem Sohn zu helfen. Sie reicht eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen seine Lehrer ein und auch dem Richter, der das Verfahren nach Nicks Anzeige gegen die Täter leitet, wirft sie eine zu große Milde bei seinem Urteil vor. Auch der Vater fühlt sich in vielem missverstanden. Nicks Großmutter vertritt die Meinung, dass Mobbing nur ein Problem von „Dicken und Deppen“ sei. Die Familie, die sich insgesamt sozial isoliert, scheint an Nicks Situation zu zerbrechen. Die Mutter verfolgt das Ziel, die Täter nicht ungeschoren davonkommen zu lassen. „Die Täter haben nichts mehr auszustehen, aber wir“, empört sie sich. Es sei doch im gesellschaftlichen Interesse, so etwas nicht gutzuheißen.

Momente der Stille und der Sprachlosigkeit

Der Film hat seine Gänsehaut-Elemente durch die viele Momente der Stille und der Sprachlosigkeit. Vor allem die verfahrene familiäre Konstellation erleichtert die Sache nicht. Nicks Vater fühlt sich in vielem übergangen und hat Angst davor, dass sein Sohn im Bekanntenkreis als Feigling abgestempelt wird. Die Situation überfordert alle Parteien und die Mutter sucht den Halt im Alkohol. Erst mit der Zeit lässt sich Nick auf die psychologische Behandlung ein und verdrängt die Probleme nicht weiter. Die Psychologin empfiehlt ihm, das Geschehene anzunehmen, denn dann „könnten alle Parteien gestärkt aus der Situation hervorgehen“. Erst am Ende des Films huscht wieder ein Lächeln über Nicks Gesicht. Obwohl Angst und Schmerzen noch tief in ihm stecken, nimmt der Film noch eine überraschende Wendung.

Ein Hoffnungsschimmer

„Neufeld, mitkommen!“ ist eine Geschichte voll Ekel und Scham. Auch wenn es sich „nur“ um einen Extremfall von Mobbing handelt, zeigt der Film doch, wozu Menschen in der Lage sein können. Nick Neufeld selbst spricht bei der Psychologin auch über seine Hoffnung. Der Hoffnung, „dass es die Lehrer selbst mitkriegen. Aber zu petzen, fand ich feige.“ Das Ende des Films weckt beim Zuschauer die Hoffnung, dass alles wieder wie am Anfang werden könnte, mit dem alten und lebensfrohen Nick. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/paedagogik/detailansicht/aktuell/usa-kinder-nach-emcyber-mobbingem-festgenommen/
https://www.pro-medienmagazin.de/medien/internet/detailansicht/aktuell/cybermobbing-empraevention-schon-im-kindergarten-noetigem/
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