Ein Verlierer wird zum Sieger

Das Christentum begann als kleine Bewegung. Viele ihrer Anhänger wurden über die Jahrhunderte bedroht und verfolgt. Wie die Religion am Ende dennoch ihren Siegeszug antreten konnte, hat das ZDF am Montag in einer von Petra Gerster moderierten Dokumentation untersucht.
Von PRO

Die Sendung „Das Vermächtnis der ersten Christen“ arbeitet chronologisch die frühen Jahre der religiösen Bewegung auf, die zu einer Weltreligion wurde. Sie beschreibt die entscheidenden Ideen, geht aber auch auf die theologischen Konflikte der frühen Christenheit ein.

Seit der Gründung der Urgemeinde in Jerusalem sei die Zahl der Christen ständig gestiegen. Und das obwohl die Bewegung mit dem Tod Jesu am Kreuz vor dem Aus stand. Erst die Auferstehung markierte einen Wendepunkt. Die Systematische Theologin Elisabeth Gräb-Schmidt stellt heraus, dass Jesu Anhänger durch die Auferstehung begriffen hätten, was es bedeute, dass Jesus den Tod überwunden hat. Ein solches Bild von einem gekreuzigten Gott kannte die damalige Welt nicht.

Grenzenlose Solidarität

Zu den Säulen der Urgemeinde zählen Jakobus, Petrus sowie Maria, die Mutter Jesu. Die Urgemeinde habe sich durch eine Gütergemeinschaft und eine grenzenlose Solidarität ausgezeichnet. Auch das Ideal der Nächstenliebe wurde dort gelebt. In der Hoffnung auf die „baldige Wiederkunft Christi“ hält dies der Kirchenhistoriker Christoph Markschies nicht für ungewöhnlich. Durch das Pfingstwunder mit der Ausschüttung des Heiligen Geistes habe jeder Mensch die Worte der Jünger hören und verstehen können.

Eine wichtige Anlaufstelle für die Christen der ersten Generation sei der Tempel in Jerusalem gewesen. In der Urgemeinde durften zunächst nur die Juden Christen werden. Die Alttestamentlerin Ute Eisen sieht die Christen zunächst als ein Phänomen innerhalb des Judentums. Erst als die Apostel in Jerusalem und im griechischsprachigen Raum auf offene Ohren stießen, kam es zu einem theologischen Richtungsstreit. Paulus setzte sich für eine radikale Öffnung der neuen Religion, die so genannte Heidenmission, ein. Petrus lehnte diese Vorgehensweise auf dem Apostelkonzil in Jerusalem ab.

Befreit von engen Fesseln

Aus Sicht des Neutestamentlers Wolfgang Stegemann wurde das Christentum erst so zu einer internationalen Bewegung und „befreite sich von den Fesseln der  Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion“. Die rege Missionstätigkeit und die Neugründung vieler Gemeinden seien eine Saat des Ur-Christentums, heißt es in dem ZDF-Beitrag. Für viele Wissenschaftler sei ohne Paulus der Aufstieg des Christentums zur Weltreligion undenkbar.

Profitiert habe das Christentum von der großen Toleranz des römischen Reichs gegenüber anderen Religionen. Den Anspruch auserwählt zu sein, hätten viele  Gegner doch anmaßend gefunden. Dem Märtyrer Stephanus folgten noch viele Menschen in den Tod. Mit der Taufe habe das Christentum ein Zeichen gefunden, dass die Beschneidung ablöste und das aus Sicht von Elisabeth Gräb-Schmidt zu einer „unermesslischen Ausweitung und Öffnung der Religion auf die ganze Welt“ sorgte. Auch viele Frauen hätten die Religion als Befreiung aus den sozialen Strukturen empfunden. Aus wissenschaftlicher Sicht seien aber viele von ihnen nicht beachtet und marginalisiert worden, erklärt Ute Eisen.

Fortschrittlich und hoffnungsvoll

Der ZDF-Beitrag bilanziert, dass im Christentum jeder einzelne Mensch Wert und Würde hatte und damit etwas, was es sonst in keiner anderen Religion gab. Auch die Hinrichtung von Paulus hätte den Siegeszug des Christentums als „Religion für alle Völker dieser Erde“ nicht stoppen können. Gemeinsam mit Petrus wird er als Fels bezeichnet, auf welchem die Kirche errichtet wurde. Kaiser Konstantin habe im 4. Jahrhundert die Christenverfolgung beendet und dem „Glauben aus der Provinz“ zur neuen Staatsreligion verholfen. Eine Weltreligion, deren Erfolgsgeheimnis neben der Nächstenliebe auch in der Menschenwürde, der Vernunft, dem Aufgehobensein in der Gemeinde und der Zuversicht, wie Jesus von den Toten aufzuerstehen, liege. Keine Religion sei so fortschrittlich und so hoffnungsvoll gewesen wie das Christentum. (pro)

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