Weit über 600 Jugendliche haben Deutschland verlassen und werden in Syrien für den „Heiligen Krieg“ ausgerüstet. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Im ZDF-Talk bei „Peter Hahne“ hat ein betroffener Vater sein Schweigen gebrochen und erzählt, wie er mit dem Verlust umgeht.
Von PRO
14. Juni 2015
Foto: ZDF
Vor laufenden Fernsehkameras hat ein Vater die Geschichte seiner Söhne erzählt, die in den „Heiligen Krieg“ gezogen sind
Die beiden Söhne sind zum Islam konvertiert. Seit März hat der Vater kein Lebenszeichen mehr von ihnen erhalten. Auf sein Handy hat er eine Todesanzeige geschickt bekommen: mit heroischen Äußerungen über Allah und den Islam. Die 22 und 18 Jahre alten Kinder waren bis dato nicht sehr religiös. „Mit einem Freund ging der Ältere dann in eine Moschee, und was mein ältester Sohn macht, machte er zu 100 Prozent“, beschreibt der Vater die Anfänge.
In die Moschee begleitet
Als Vater habe er sie in die Moschee begleitet und sei überrascht gewesen von den vielen jungen Menschen dort. Auch in der Familie hätten sie neuerdings offen über religiöse Fragen diskutiert. Seitdem sie einen Freund in Österreich besuchten wollten, sind die Söhne spurlos verschwunden. Der Vater vermutet, dass die Extremisten in der Moschee anfällige Leute aussuchen, um diese dann zu „bearbeiten“: „Meine Söhne sind dort reingestolpert. Von Kämpfen war keine Rede“, ringt er um Fassung.
Heute erhält er keine Hilfe von Polizei, Staats- oder Verfassungsschutz. Er wolle aber nicht aus Scham schweigen, sondern versuchen, die Kinder mit allen Mitteln aus der Szene herauszuholen und sie bewegen zurückzukommen. Buchautor Torsten Gerald Schneiders („Salafismus in Deutschland“) sieht darin keinen Einzelfall. Meistens suchten die Extremisten im Freundes- und Bekanntenkreis, in denen schon Beziehungen vorhanden sind, nach Opfern.
„Türöffner Vogel“
Für die Jugendlichen gehe es nicht primär um Religion, sondern um die Suche nach Orientierung und Halt im Leben. Irgendwann werde die eigene Familie dann zum Thema, „weil sie nicht den richtigen Glauben hat“. Menschen wie Pierre Vogel seien Türöffner, die die Menschen in die Szene holten und dann nicht mehr kontrollieren könnten, wie sich die Sache weiter entwickelt. Wenn die jungen Leute den Ausstieg schafften und nach Deutschland zurückkämen, müssen sie betreut werden.
Für Schneider sei aber nicht der Islam das Problem, sondern der Salafismus: „Es geht nicht darum, wenn ein Mensch zum Islam übertritt, sondern darum, wo die Grenze zur Radikalität überschritten wird.“ Zugleich hätten die Salafisten kein Schema F der Radikalisierung und es seien alle sozialen Schichten betroffen. (pro)
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