Ein Traum wurde wahr

„I have a dream“ - wohl jedem, der den Namen Martin Luther King hört, klingen diese Worte sofort im Ohr. Der bekannte Baptistenpastor und Bürgerrechtler wurde 1968 auf dem Balkon seines Hotels in Memphis von einem Rassisten erschossen. Der Todestag Kings jährt sich am 4. April zum 50. Mal.
Von Jörn Schumacher
Martin Luther (hier bei seiner berühmten Rede „I Have a Dream“ in Washington D.C.) wurde am 4. April 1968 erschossen

Martin Luther King gilt einerseits als einer der bedeutendsten Kämpfer für die Gleichberechtigung von Schwarzen in Amerika. Andererseits war King gläubiger Christ, der ohne Ansehen von Konfessionen oder Religionen die Liebe Christi praktisch zeigte. King wurde bereits in jungen Jahren der bekannteste Sprecher des Civil Rights Movement, der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner. Bekannt wurde King vor allem durch einen zivilen Ungehorsam, den er als Mittel gegen die Rassentrennung in den Südstaaten der USA propagierte.

Tatsächlich wurde die Rassentrennung gesetzlich aufgehoben und das Wahlrecht für die schwarze Bevölkerung der US-Südstaaten eingeführt. Wegen seines Engagements für soziale Gerechtigkeit erhielt er 1964 den Friedensnobelpreis. Am 4. April 1968 wurde King bei einem Attentat in Memphis, Tennessee erschossen.

Tradition von Baptisten-Predigern

King wurde 15. Januar 1929 in Atlanta geboren. Sein Vater war Prediger in einer baptistischen Gemeinde, seine Mutter war Lehrerin. Der ursprüngliche Name des bekannten Predigers lautete Michael King Jr, doch sein Vater war 1934 auf einem baptistischen Weltkongress und hegte große Bewunderung für den Reformator Martin Luther. Deswegen benannte er seinen Sohn nach der Reise um.

Martin Luther King heiratete 1953 Coretta Scott Williams, mit der er vier Kinder hatte, die sich wie ihr Vater später für Bürgerrechte einsetzten. In seinem Studium der Soziologie lernte King erstmals den gewaltfreien Widerstand von Mahatma Gandhi kennen. Neben dem Studium wurde King mit 17 Jahren Hilfsprediger seines Vaters an der Ebenezer Baptisten-Gemeinde in Atlanta. In Chester (Pennsylvania) studierte King Theologie.

Als sich am 1. Dezember 1955 die schwarze Bürgerrechtlerin Rosa Parks in Montgomery weigerte, ihren Sitzplatz in einem öffentlichen Bus für einen Weißen freizumachen, entstanden daraus viele Proteste und Boykott-Aktionen. Ein Jahr später kam der Erfolg: Der Oberste Gerichtshof erklärte die Rassentrennung in den öffentlichen Verkehrsmitteln der Stadt Montgomery für verfassungswidrig. Der 26-jährige King, die die Boykotts anführte, wurde zum Präsidenten der am „Southern Christian Leadership Conference“ (SCLC) gewählt.

Engagement von John F. Kennedy

Am 19. Oktober 1960 wurde King nach einem Sit-In festgenommen. Er weigerte sich, eine Kaution zu hinterlegen. Ein Richter verurteilte ihn wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen zu vier Monaten Zwangsarbeit. Der damalige Präsidentschaftskandidat der Demokraten, John F. Kennedy, nahm sich des Falls an, und King wurde gegen Kaution von 200 US-Dollar freigelassen.

Der Protest Kings für Bürgerrechte der Schwarzen weitete sich aus. Mehrmals wurden Bombenanschläge auf die Aufenthaltsorte Kings verübt. Der frisch gewählte US-Präsident Kennedy legte nach den anhaltenden Demonstrationen gegen Rassismus 1963 dem US-Kongress eine Gesetzesvorlage zur weitgehenden landesweiten Gleichberechtigung vor. Am 28. August 1963 kamen über 250.000 Menschen in Washington zusammen, um für die Gesetzgebung zu demonstrieren. Hier hielt King seine bekannteste Rede, die unter dem Titel „I Have a Dream“ in die Geschichte eingegangen ist (siehe interaktive Grafik).

Im Jahr 1964 führte ein Besuch beim Weltkongress der Baptisten in Amsterdam King auch nach Deutschland. Er hielt eine Predigt in West-Berlin und zwei im Osten der Stadt. Am 11. Dezember 1964 erhielt King den Friedensnobelpreis. Das amerikanische Magazin Time ernannte den Bürgerrechtler zum „Mann des Jahres 1963“.

King wollte 1968 an einem Marsch für Gleichberechtigung in Memphis, Tennessee, teilnehmen. In einer ebenfalls berühmten Rede am 3. April 1968 sagte King „I’ve been to the mountaintop“, dass er das Gelobte Land („Promised Land“) gesehen habe und deshalb nichts und niemanden fürchte. Am 4. April 1968 um 18:01 Uhr wurde Martin Luther King auf dem Balkon des Lorraine Motels von dem vorbestraften Rassisten James Earl Ray erschossen.

Am 16. Oktober 2011 weihte der damalige US-Präsident Barack Obama in Washington an der National Mall das „Martin Luther King, Jr. National Memorial“ ein. Damit ist King der erste Afro-Amerikaner, für den in der amerikanischen Hauptstadt ein Denkmal errichtet wurde.

King-Texte von EKD und Margot Käßmann

Passend zum Jahrestag der Ermordung brachte der Theologe und Pastor Heinrich W. Grosse, der in den 60er Jahren in Boston studierte, eine Sammlung von Texten des bekannten Baptistenpredigers heraus. Grosse, der an der Ruhr-Universität Bochum über Martin Luther King promovierte, hat den Bürgerrechtler persönlich erlebt. „Mich beeindruckte nicht zuletzt die Übereinstimmung zwischen den Worten und dem Handeln dieses afro-amerikanischen Christen und Weltbürgers“, schreibt Grosse in seinem Buch „Ich habe einen Traum“. King habe sich „in der Nachfolge Jesu“ besonders für jene Menschen eingesetzt, die gemäß der Bergpredigt „die Geringsten“ genannt werden und habe dabei auf Privilegien verzichtet, die ihm möglich gewesen wären. Gewaltfreiheit, die King berühmt machten, habe er als „Christentum in Aktion“ verstanden, schreibt Grosse. Dabei habe er in seinem Kampf stets alle Konfessions- und Religionsgrenzen überwunden. Grosse selbst verstarb im Januar 2018 kurz vor der Drucklegung des Buches.

Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, hat in einem Buch ihre persönliche Sicht auf Martin Luther King beschrieben, von dem sie sagt, dass er ihr ein wichtiges Vorbild war und ist. Das Buch mit dem Titel „Ganz anders könnten wir leben“ ist im Verlag „bene!“ erschienen und enthält Textauszüge mit der Botschaft des Bürgerrechtlers. Als 16-jährige Stipendiatin reiste sie 1974 in die USA und lernte dort erstmals Kings Botschaft und seinen Kampf gegen Rassismus näher kennen. Martin Luther King habe auch Ängste gekannt und war heftiger Kritik ausgesetzt, schreibt sie. „Trotzdem hat er sich nicht von seinen Zielen abbringen lassen. King hat sich nicht dazu verführen lassen, Gewalt als Mittel zur Lösung von Konflikten zu befürworten“, so Käßmann. Vielmehr habe er deutlich gemacht: „Pazifismus ist eben nicht passiv, sondern höchst aktiv in der Suche nach kreativen Formen des zivilen Widerstands.“ All das habe auch heutzutage seine Gültigkeit nicht verloren.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat anlässlich des Todestages eine Arbeitshilfe für Gemeinden herausgegeben. Darin ist ein englischsprachiges und ein deutschsprachiges Nachtgebet zum Gedenken an King enthalten. Die Texte sind in Zusammenarbeit von EKD, VELKD und UEK mit der United Church of Christ (UCC) und der Evangelical Lutheran Church in America (ELCA) entstanden. Die Arbeitshilfe ist online erschienen.

Von: Jörn Schumacher

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