In Europa kennt man es aus dem Fußball: Der Brasilianer Kaká vom spanischen Klub Real Madrid hebt nach jedem Tor beide Arme gen Himmel. Der bekennende Christ bringt damit seinen Dank an Gott zum Ausdruck. Nationalspieler Mesut Özil, ebenfalls beim spanischen Topklub aktiv, deutscher Nationalspieler und Muslime, betet für alle sichtbar vor jedem Spiel zu Allah. Fußballer katholischen Glaubens bekreuzigen sich bei Ein- und Auswechslungen.
Dieses öffentliche Bekenntnis des persönlichen Glaubens von Sportlern ist in Europa nichts Ungewöhnliches. In den USA, wo die Religion in der Öffentlichkeit präsenter ist, eigentlich auch nicht. In Amerika diskutiert die Sportwelt jetzt über die religiösen Rituale eines Football-Spielers: Der bekennende Christ Tim Tebow, Quarterback der Denver Broncos, betet während des Spiels, kniet sich dabei nieder und neigt sein Haupt. Die Geste ist inzwischen sein Markenzeichen und wird "Tebowing" genannt.
Auch darüber hinaus stellt Tebow seinen Glauben offen zur Schau. Bereits vor seinem ersten Spiel in der Profiliga ist er während des Super-Bowl-Finales 2010 in einem Werbespot gegen Abtreibung zu sehen gewesen. Er predigte schon vor Gefangenen nahm auf den Philippinen, wo seine Eltern Missionare sind, die Beschneidung von Kindern vor, berichtet die "New York Times".
Religiöses Talent mit viel Aufmerksamkeit
Während seiner Zeit beim College-Football galt Tebow als eines der größten Nachwuchstalente und erhielt große Aufmerksamkeit. Schon damals zeigte er seine Religiosität. Beim Finale der nationalen College-Meisterschaften 2009 versah er die bei Football-Spielern üblichen schwarzen Striche unter den Augen mit der Bibelversangabe "John 3,16". Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, suchten in den Stunden nach der Partie über 90 Millionen Nutzer bei Google nach dieser Bibelstelle.
Warum sorgt sein Gebaren nun für die hitzige Debatte in Amerika, die die "New York Times" schon als "religiöse Fehde" bezeichnet? Die amerikanische Zeitung erklärt das so: Einst ein vielversprechender Nachwuchsspieler beim College-Football, zeige Tebow in der Profiliga NFL nur mittelmäßige Leistungen. Die Aufmerksamkeit, die er derzeit bekomme, habe in den Augen der Kritiker nichts mit seinen Leistungen, sondern mit seiner Religiosität zu tun. Tebow sei als Spieler völlig überschätzt. Seine Anhänger wiederum, die in ihm das Ideal eines mythologischen Athleten sähen, verständen die sportliche Kritik als Angriff auf seine Religiosität.
Quarterbacks sind beim Football die wichtigsten Spieler im Team und stehen daher ohnehin unter besonderer Aufmerksamkeit. Im Fall von Tebow, der immer behauptet, Gott führe ihn, kommt der religiöse Aspekt dazu. In Internet-Foren ist sogar ein Streit um die Existenz Gottes entbrannt. Spielt Tebow gut, ist das für manche ein Beleg, dass Gott existiert. Spielt er schlecht, sehen andere darin einen Grund, die Existenz Gottes in Zweifel zu ziehen, berichtet die "Süddeutsche". Zudem belustigt man sich allenthalben über das "Tebowing". Stephen Tulloch, Football-Spieler der Detroit Lions, tat so, als danke er Gott mit der typischen Geste, nachdem er in einem direkten Duell gegen Tebow erfolgreich war. Auf der Internetseite www.tebowing.com sind Fotos von Menschen zu sehen, die das Gebet parodieren. (pro)