Ein schwarzer Priester in Oberbayern

Raoul Kiyangi stammt aus dem Kongo. Trotz der Armut erhielt er eine gute Schulbildung und wurde anschließend katholischer Priester. Weil es in Deutschland an Geistlichen mangelt, versetzte sein Orden ihn nach Oberbayern. Das Wochenmagazin "Stern" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe von dieser ungewöhnlichen Geschichte.
Von PRO

Jetzt, nach zwei Jahren Bayern, lacht der Kongolese, wenn er an seine Anfänge in Kiefersfelden, dem 7.000-Einwohner-Dorf nahe Tirol, zurückdenkt. Doch "es war ein Kulturschock für mich", gesteht Kiyangi dem "Stern".

Die ersten Reaktionen der Gemeinde auf "den Neuen" seien zurückhaltend gewesen. Nach der ersten Messe sei niemand zu ihm gekommen und habe ihn willkommen geheißen. "Euer Neuer, der Schwarze, kann gar nicht so schlecht Deutsch", war das einzige, was als Wortmeldung von einem Mitbruder ankam. Mit vier anderen Brüdern seines Bettelordens, den Karmeliten, lebt der Kongolese im Kloster Reisach, nahe Kiefersfelden.

"Ein Schwarzer, unser Pater, in der Lederhose, da legst di nieda!"

Auch heute sei Kiyangi "eher wie ein Dorfmaskottchen", finden die Autoren. Auf dem Musikfest des Dorfes wollten sie ihm zum Beispiel eine Lederhose aufschwatzen. "Ein Schwarzer, unser Pater, in der Lederhose, da legst di nieda!"

Kiyangi ist weiter um Anpassung bemüht. Er liebt den wunderbaren Anblick der Berge. So etwas könne "nur Gott schaffen". Er sucht die Gemeinsamkeit zwischen dem bayerischen und dem kongolesischen Heimatstolz. Auch wenn die Sprache, die kalten Winter und das Sauerkraut in Deutschland zunächst eine Qual waren, trat er die Stelle  im Kloster Reisach vor zwei Jahren an. "Als Dank für seine Erfahrungen", heißt es in dem Artikel.

Eher Missionar als Prediger

Und Dankbar ist der Priester. Dankbar, dass er in Deutschland in Theologie promovieren konnte und dass er die Armut und den Krieg im Kongo hinter sich lassen konnte. Statt mit einem Bündel aus Plastiktüten und Schnüren barfuß Fußball zu spielen, trägt er jetzt einen Talar, liest Messen und und singt mit Gebirgsschützen unter freiem Himmel die Bayern-Hymne.

Die Deutschen würden zwar knien, statt zu tanzen und traurige Orgelmusik hören, statt mit feurigen Trommelwirbeln Gott zu loben, aber Kiyangi versteht sich als Diener der Menschen, egal an welchem Ort. Der Afrikaner, dessen Land einst missioniert wurde, möchte selbst mehr Missionar "als Prediger, von oben, von der Kanzel" sein.

So kümmert sich Kiyangi besonders um die Alten, denn die "seien in Deutschland oft einsam", sagt er. Der Priester macht Hausbesuche, bringt die Kirche zu den Menschen. Und die Alten sagen, ihnen sei es egal, ob ein Afrikaner oder Bayer die Messe lese, Hauptsache, es komme überhaupt noch jemand. Das sei in der katholischen Kirche in Deutschland ja nicht mehr selbstverständlich. (pro)

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