Nach dem frühen Karriereende suchte Karan sein Heil im radikalen Umfeld. Der Verfassungsschutz beobachtet ihn, weil sich in der Wuppertaler Moschee eine Gruppe besonders radikaler Salafisten herauskristallisierte. Diese versuchte, sich in terroristische Ausbildungslager im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet abzusetzen. Nach Informationen der Tageszeitung Die Welt soll Karan versucht haben, im April 2010 mit Freunden dorthin zu reisen.
Der Generalbundesanwalt ermittelt
Nach seiner Rückkehr beobachtete ihn der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen. Sogar der Generalbundesanwalt leitete ein Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ein, meldet Die Welt. Die Behörden vermuteten ihn im Umfeld der islamistischen Gruppierung „Millatu Ibrahim“. Anfang 2013 reiste er in das türkisch-syrische Grenzgebiet und schloss sich wohl einer militanten Gruppierung an.
Ehemalige Weggefährten von Karan zeigten sich schockiert von der Nachricht. Marc-Andre Kruska, Zweitliga-Profi bei Energie Cottbus, charakterisierte ihn als „sehr talentierten und robusten Fußballspieler“ ohne tiefreligiöse Züge. Anders sieht dies sein ehemaliger Trainer Marcus Olm. Er hat ihn als gläubigen Menschen in Erinnerung, der regelmäßig gen Mekka betete und auch die Fastenzeit einhielt. Trotzdem sei er ein lebenslustiger Typ gewesen, „mit dem man Spaß haben konnte“. In seiner Zeit bei Hannover 96 habe Olm keine Anzeichen einer Radikalisierung erkannt.
Offener Typ ohne Auffälligkeiten
Olm und sein ehemaliger Berater Harun Arslan vermuten in der Verletzung Karans einen möglichen Wendepunkt. Eigentlich sollte Karans sportlicher Weg nach Aachen führen. Allerdings riss dann der Kontakt zu seinem Berater ab: „Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass er sein Leben in diese Richtung verändert“, meint Arslan. Für den ehemaligen Nationalmannschaftskollegen Michael Görlitz war die Nachricht schockierend und tragisch. Der Zweitliga-Profi schätzte ihn als „offenen Typ, der keine Auffälligkeiten gezeigt hat“.
Sein früherer Mitspieler Kevin-Prince Boateng twitterte: „R.I.P mein Bruder Burak.K!! Ich werde unsere Zeit niemals vergessen,du warst ein wahrer Freund!!“ Der Kontakt zu Boateng brach, wie der zu vielen anderen auch, nach Karans Karriereende ab. Zu Karans Teamkollegen gehörten auch Dennis Aogo sowie Sami Khedira.
Laut Spiegel Online macht Karans Familie den Wuppertaler Salafisten Emrah E. für die Radikalisierung des Fußballers verantwortlich, mit dem er seit Jahren in Kontakt gestanden haben soll. Karan hinterlässt eine Frau und zwei Söhne, zehn Monate und drei Jahre alt. Sie sollen sich noch in Syrien befinden. (pro)