Ein Nachruf, der unter die Haut geht

Bereits in der vergangenen Woche ist der Aldi-Erbe Berthold Albrecht gestorben. Der Manager hat nicht nur durch das Firmenimperium, das sein Vater Theo Albrecht mitbegründet hat, Spuren hinterlassen. Auch die Traueranzeige Albrechts, die in verschiedenen Medien abgedruckt ist, macht nachdenklich. Sie ist angelehnt an die Beerdigungspredigt.
Von PRO

Überschrieben ist die Anzeige mit dem Vers aus Römer 13, Vers 8ff: "Bleibt niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer. Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefasst…". Dies war zugleich Albrechts Trauspruch bei der Hochzeit mit seiner Ehefrau Babette. Der 58-Jährige hinterlässt seine Frau und fünf Kinder.

Der gläubige Katholik Albrecht war Vorsitzender einer der Familienstiftungen und Mitglied des Verwaltungsrates. Dort kümmerte er sich schwerpunktmäßig um das Geschäft auf dem US-Markt. Berthold Albrecht zählte zu den reichsten Deutschen. Albrecht wird in der Predigt als "Mann mit großem Herz" beschrieben, der sich durch seine feinfühlige Art auszeichnete: "Nun ist er uns in die Ewigkeit vorausgegangen", heißt es dort.

Das Dunkel wird genannt und gebannt

Zudem wird der Bibelvers aus Jesaja 57, Vers 1–2 zitiert. Als Christen könne uns der Tod letztlich nicht von unseren Lieben trennen, die nicht mehr auf dieser Erde leben, meint der Prediger. Durch Glaube, Hoffnung und Liebe bleibe man mit ihnen und sie mit uns verbunden. Die Menschen tappten oft im Dunkel, aber auch der Advent beginne im Dunkel: "Das Dunkel wird genannt, doch es wird auch gebannt. Mitten in das Dunkel kündigt sich das Kommen des Sohnes Gottes an, beginnt sein Licht zu scheinen." Mitten in der Nacht könne etwas Neues beginnen. Darin liege der Anfang eines neuen Tages.

Der Anspruch "Seid niemandem etwas schuldig" könnte als überfordernde Moralpredigt lähmen: "Ich höre dieses ‚Seid niemandem etwas schuldig‘ aber als eine fast geniale Übersetzung des Liebesgebotes in mein konkretes, alltägliches Verhalten. Am "Seid niemandem etwas schuldig" könne man sein Verhalten in aller Gelassenheit ausrichten und hinterfragen. Der Prediger fordert dazu auf, den Advent zu nutzen, um wieder zur Besinnung zu kommen.

Schon lange nicht mehr operativ tätig?

Laut "Welt Online" war Berthold Albrecht schon lange nicht mehr in der operativen Verantwortung. Aus Sicht von "Spiegel Online"-Redakteurin Maria Marquart sei die Traueranzeige für die Aldi-Familie ungewöhnlich persönlich. Auch Gesellschafter, Verwaltungsrat und Geschäftsführung von Aldi lobten den Verstorbenen in einer eigenen Traueranzeige durch seine "gewinnende Menschlichkeit". Er habe es als Mitglied des Verwaltungsrats von Aldi Nord verstanden, "wichtige Impulse für die Zukunft zu geben".

Die bis heute erfolgreichste Discountermarke Aldi wurde 1962 gegründet. Mit einem schmalen Sortiment und einfachen Betriebsabläufen hielten sie die Kosten niedrig und konnten so niedrigere Preise verlangen als die Konkurrenz. Heute gibt es fast 10.000 Aldi-Läden in 17 Ländern, auch in Nordamerika und Australien. (pro)

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