Er hat das Elend, die Rechtlosigkeit und die Bedrohung hinter sich gelassen: Die Rede ist von Simon, einem gut integrierten Christen, der nach Deutschland geflohen ist. Warum er kein Asyl bekommen könnte, beleuchtet die Welt am Sonntag in einem vierseitigen Porträt des Christen.
Von PRO
Foto: UNHCR | Dobrin Kashavelov
Je nachdem, aus welchen Ländern, die Flüchtlinge nach Deutschland kommen, müssen die Behörden unterschiedlich reagieren
Der 35-jährige Simon kommt aus einem arabischen Land, das Christen toleriert. Weil er früher Moslem war und jetzt Christ ist, trachtet ihm die Familie in der Heimat nach dem Leben. Gegen seinen abgelehnten Asylantrag hat er geklagt. Der junge Mann stammt aus einer großen muslimischen Familie.
Sein Bruder wollte ihn verbrennen
Simon ist durch die Predigten des koptischen Fernsehpredigers Zakaria Botros mit dem Christentum in Kontakt gekommen. Dieser habe offen thematisiert, was die Muslime am Christentum störe. Er selbst habe sich von einem Priester eine Bibel geben lassen und die Religionen verglichen. Diese Lektüre war natürlich Zündstoff innerhalb der Familie: auch als er sich bewusst entschied, Christ zu werden.
Seine Familie trachtete ihm nach dem Leben. 2003 habe sein Zimmer in Flammen gestanden. Erst im Nachhinein bekam er heraus, dass dies ein Mordversuch seiner Familie war. Fürs Erste habe Simon nachgegeben: „Ab jetzt hatte ich zwei Gesichter. Nach außen war ich Muslim, im Herzen war ich Christ.“
Gute Miene zum bösen Spiel
Die Frau mit der er zwangsverheiratet werden sollte, interessierte sich auch für das Christentum. Er musste ein Doppelleben führen, in dem er von seiner Familie bedrängt und getötet werden sollte. Wieder machte er zugunsten seiner Frau, die ein Kind erwartete, gute Miene zum bösen Spiel. Der Schwager, dem er sich in dieser Zeit anvertraute, missbrauchte das Vertrauen. Für Simon kam nur noch die Flucht in Betracht. Seine Frau und die Kinder wollte er von Deutschland aus nachholen.
Die zuständige Behörde lehnte seinen Asylantrag ab. Seine Begründung, dass der Islam die falsche Religion sei und sich Jesus Christus für die Menschen geopfert hat, erschien den Amtmännern zu „dünn“. Er lasse eine plausible Darstellung vermissen. „Ein Lügner vermeidet es, bei der Schilderung seiner Verfolgung ins Detail zu gehen“, erklärte Tanja Sichert. Für Simon spreche die Zeugenaussage eines koptischen Priesters und seine Brandverletzungen.
Integrationswillig und gut integriert
Dass Simon in seinem Heimatland sicher ist, dem widerspricht Samir Khalil Samir, ein führender Islamberater im Vatikan. „Wer als Muslim zum Christentum übertritt, kann in seiner Heimat nicht sicher leben.“ Der Artikel bilanziert, dass Simon eigentlich der „Idealtyp“ des integrationswilligen, gut integrierten Fremden sei. Aktiv ist er in der chaldäisch-katholischen Kirche. Seine Kirche hat ihm empfohlen, vor dem Verwaltungsgericht gegen die Entscheidung zu klagen. Am 12. Mai ist die Verhandlung. Für den Journalisten Wolfgang Büscher gehe eine der vielen offenen Fragen auch an uns selbst: „Kann es sein, dass wir, wenn es ganz blöd läuft, die aufnehmen, die unsere Lebensart verachten, und die rausschmeißen, die uns mögen?“ (pro)
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