Ein Leben als Priester: Entwicklung und Wachstum fördern

Eigentlich wollte Frank Riedel Sozialpädagoge werden. Doch nach dem erfolgreichen Diplom entdeckte er mit 25 Jahren seine wirkliche Berufung. Vor drei Jahren wurde der 36-Jährige zum Priester geweiht. Im Interview auf "Cicero.de" spricht er über seinen Lebensweg, die Negativschlagzeilen der Katholischen Kirche und was den Glauben für ihn ausmacht.
Von PRO

Anlass für "Cicero.de" sind die Schlagzeilen über die Katholische Kirche und die Frage, warum ein Menschen sich in der heutigen Zeit noch für diesen Beruf entscheidet. Riedel selbst sieht sich als Seelsorger für die Menschen, möchte ihnen zuhören und sie wahrnehmen: "Entwicklung und Wachstum: Das will ich sehen und fördern." Eine innere Sehnsucht und den gesamten Menschen im Blick zu haben, hätten ihn nach reiflicher Überlegung zu dem Schritt veranlasst.

Beglückende und erfüllende Erfahrungen

Armut, Keuschheit und Gehorsam sieht er nicht als Problem an. Sie bedeuteten nicht immer nur Verzicht, mit dem man kaum klarkomme, betont Riedel. Er mache auch viele "beglückende und erfüllende Erfahrungen". Für ihn sei dieses Modell "stimmig und lebbar", selbst wenn er die freie Wahl hätte. An diesen Tugenden dürfe man die Priester auch gerne messen: "Man darf eine Erwartung an uns haben." Zugleich schränkt er ein, dass von außen schnell ungerecht über den Reichtum von Geistlichen geurteilt werde und dabei Einseitigkeiten entstünden.

Der Glaube bedeute, sich irgendwie in Beziehung zu Gott zu setzen und aus dieser Beziehung zu leben: "Glaube heißt: mich existenziell in diese Beziehung hineinbegeben und Stellung beziehen. Ob positiv oder negativ." In der täglichen Arbeit als Priester gehe es darum, die Leute für die "Fragen zu entzünden, die das Fundament unseres Lebens sind". Für ihn sei dieser Gott "der Grund meines Lebens, dem ich mich verdanke".

Glauben gemeinsam und Generationen übergreifend erleben

Die Katholische Kirche empfinde er bei allen Veränderungsprozessen nicht als "sinkendes Schiff". Dafür gebe es zu viele Mut machende Begebenheiten in der täglichen Arbeit. Für Christen wünsche er sich vor allem Zentren, wo Menschen aller Generationen ihren Glauben erleben können: "Ich glaube, es braucht solche Orte, wo Gleichgesinnte zusammenkommen, und ein Zentrum bilden, das ausstrahlen kann. Als positives Beispiel nennt er Südamerika. Während seines Studiums habe er dort erlebt, wie selbstverständlich der Glaubensvollzug dort gesellschaftlich verankert ist: "Oft in sehr entschiedener, beeindruckender Weise." Die Chance, dass Frauen irgendwann Priesterinnen sein dürfen, schätzt er sehr gering ein. Er weist aber auf die Möglichkeiten hin, kompetente Frauen in kirchlichen Führungspositionen zu fördern. (pro)

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