Ein Kuss macht Ärger

Papst Benedikt XVI. küsst den Imam Ahmed al-Tajjeb – natürlich nur in einer Fotomontage. Doch die neue Kampagne des italienischen Modelabels "Benetton" sorgt derzeit für Aufsehen. Der Vatikan will nun gar juristische Schritte einleiten, obwohl das Unternehmen bereits zurückgerudert ist.

Von PRO

Unter dem Titel "Unhate" (Nicht-Hass) zeigt "Benetton" seit Mittwoch weltweit Plakate mit ungewöhnlichen Kuss-Paaren. Die Staatschefs Nicolas Sarkozy und Angela Merkel tun es, Barack Obama und Hugo Chavez auch, ebenso wie Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu. Auch der Papst war kurzfristig in einer der Fotomontagen zu sehen. Er küsste den Imam Ahmed al-Tajjeb. "Benetton" hatte das riesige Bild vorübergehend sogar unweit des Vatikans an einer Brücke vor der Engelsburg aufhängen und fotografieren lassen, wie "Spiegel Online" berichtet.

Die Katholische Kirche protestierte umgehend. Die Bilder seien "absolut unannehmbar" und würden das Bildnis des Heiligen Vaters für kommerzielle Zwecke ausnutzen, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi. Die Kampagne zeige "einen schweren Mangel an Respekt gegenüber dem Papst". Zuvor hatte Vize-Unternehmenschef Alessandro Benetton Medienberichten zufolge noch erklärt, es handele sich bei der Kampagne um eine "konstruktive Provokation" deren Ziel es sei, "das Ideal der Toleranz weithin sichtbar zu machen" und die "weltweite Liebe" zu fördern. Nach der Kritik aus dem Vatikan ruderte das Unternehmen dann jedoch rasch zurück. Das Modehaus habe die "Gefühle der Gläubigen" nicht verletzen wollen, hieß es in einer am Mittwoch verbreiteten Erklärung. Das Bild wurde zurückgezogen.

Doch wie am Donnerstag bekannt wurde, lässt der Vatikan deshalb keineswegs von seiner Kritik. Sogar juristische Schritte will der Kirchenstaat nun einleiten, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Das vatikanische Staatssekretariat habe seine Anwälte beauftragt, in Italien und im Ausland Veröffentlichungen des Bildes auch über die Massenmedien zu verhindern, hieß es. Ob das Weiße Haus auch so weit gehen wird, ist bislang nicht bekannt. Kritische Töne waren aber auch aus Washington zu hören. "Das Weiße Haus verfolgt seit langem eine Politik, die den Gebrauch des Namens oder Abbilds des US-Präsidenten zu kommerziellen Zwecken ablehnt", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Eric Shultz, der dpa. In Deutschland und Israel scheinen die Regierungschefs die Kampagne hingegen bisher locker zu nehmen. (pro)

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