Menschen aus zwölf Zeitzonen feiern am heutigen Samstag gemeinsam eine Premiere: den ersten virtuellen Weltkirchentag. Gemeinsam und gleichzeitig können Christen aus aller Welt an vielen Orten Gottesdienste feiern, interessante Vorträge und Bibelarbeiten hören und über Glaubensfragen diskutieren. Der Austausch findet über Textchat im Internet, Audio- und Videobeiträge statt.
Zusammengestellt haben das Programm Kirchenvertreter aus Malaysia, Papua-Neuguinea, Ungarn, Tansania, Liberia, Brasilien und Bayern. Trotz der räumlichen Distanz wünscht sich der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in einer Pressemitteilung, dass es zu Austausch und Begegnungen kommt und dass die Beteiligten voneinander lernen: „Es ist ein Experiment. Aber ich glaube, es ist wert, dass wir es probieren.“
Durchgängig in drei Sprachen
Zwischen 10 und 21 Uhr können die Teilnehmenden die gesamte Veranstaltung oder Teile davon mit allen internetfähigen Geräten verfolgen. Die einzelnen Inhalte sind durchgängig in Deutsch, Englisch und Portugiesisch verfügbar. Ein Einführungsvideo erklärt, wie der virtuelle Kirchentag technisch funktioniert.
In drei Gottesdiensten soll an dem Tag die weltweite Verbundenheit in Jesus Christus gefeiert werden. Dabei predigen Bischöfe der lutherischen Kirchen in Liberia, Malaysia sowie der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Er hält die Abschlusspredigt ab 20.30 Uhr. Ein virtueller Chor soll Sängerinnen und Sänger aus der ganzen Welt verbinden. „Frieden und Gerechtigkeit“ lautet das Thema der Vorträge und Diskussionsrunden. Dabei geht es unter anderem um praktische Friedensarbeit, ökologische Gerechtigkeit und die gemeinsame Arbeit der Generationen, aber auch um die Gerechtigkeit Gottes in Jesus Christus, die Menschen verändert und gerecht macht.
Virtueller Kirchentag als „geniale Chance“
Bereits miteinander verbundene Partnergemeinden begegnen sich direkt in eigenen Online-Gesprächsgruppen. Auf deutscher Seite hat dies das Partnerschaftszentrum Mission EineWelt in Neuendettelsau konzipiert. Dessen Direktorin Gabriele Hörschelmann sieht den virtuellen Weltkirchentag als „geniale Chance“, rund um den Globus gleichzeitig miteinander den christlichen Glauben zu feiern.
Gemeinden können zudem direkt vor Ort Veranstaltungen organisieren, um dabei zu sein. Die Impulse können die Teilnehmer im Internet oder mit den Menschen vor Ort teilen. In der St.-Markus-Kirche München etwa wird ein Online-Gottesdienst gefeiert. Die evangelische Jugend in Donauwörth skypt mit ihrer Partnerkirche in Brasilien. In der Christuskirche in Schweinfurt können die Besucher mit Christen in aller Welt chatten. Wer sich als Einzelperson oder Gemeinde beteiligen möchte, benötigt einen Computer, der mit dem Internet verbunden ist, Lautsprecher oder andere Möglichkeiten zur Tonwiedergabe und gegebenenfalls einen Beamer. Mit dieser neuen Methode betreten die Teilnehmer Neuland: „Das Projekt lebt davon, dass lokale Gruppen zusammen kommen und teilnehmen. Auf diese Weise können bestehende Partnerschaften vertieft oder einfach neu belebt werden“, heißt es auf der Internetseite zur Veranstaltung. Weitere Informationen dazu gibt es unter: www.churchfestival.org. (pro)Katholikentag: Kirche als „kreative Minderheit“ (pro)
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