Ein göttliches Abenteuer

Für das ZDF ist sie im Rahmen einer Fernsehdokumentation nach Israel gereist. Über ihre Erlebnisse hat Ordensschwester Jordana Schmidt jetzt ein Buch geschrieben. Darin beschäftigt sie sich nicht nur intensiv mit den Weltreligionen Christentum, Islam und Judentum, sondern trifft auch auf Menschen aller Kulturen, Altersgruppen und Lebensstile.
Von PRO

Die Anfrage des Regisseurs Lutz Neumann, sie auf der Reise nach Israel zu begleiten, habe sie überrascht. Neumann war durch ihre Fernsehauftritte auf die Ordensschwester aufmerksam geworden. „Für mich war die Anfrage wie ein Geburtstags- und Weihnachtsgeschenk zusammen“, schreibt sie. Durch die Reise habe sie sich so ausführlich wie nie zuvor mit den Religionen befasst.

Wie religiöses Zusammenleben gelingt

In dem 280 Seiten starken Buch „Auf einen Tee in der Wüste“ beschreibt sie die kleinen und großen Erfahrungen des religiösen Zusammenlebens. Für Jordana ist es befremdlich, dass Frauen in einer Moschee nicht überall hingehen dürfen, ihr persönlich die Menschen außerhalb der Moschee aber trotz ihrer Ordenstracht mit Respekt, Freundlichkeit und Neugierde begegnen. „Andere Menschen sollen ablesen, wie oder was Gott für mich ist“, bekennt die Dominikanerin. Ihrem Orden ist die öffentliche Predigt sehr wichtig. Trotzdem wolle sie niemanden provozieren.

Nicht nur mit ihrem Co-Moderator Rainer Maria Jilg kommt sie während der Reise über den Glauben ins Gespräch. Sie erklärt ihm, dass sie von Gott „echte Inputs, Beruhigungen, Ermutigungen und Hinweise“ für ihr Leben erwarte. Auch mit den Einheimischen tauscht sie sich über Spiritualität und Religion aus. Mit der Muslimin Ferda debattiert sie darüber, ob man aus dem Koran Gewalttaten ableiten kann und warum in der Türkei doppelt so viele Frauen in Führungspositionen sind wie in manchen westlichen Ländern.

„Sie wissen nicht, was sie tun“

Schwester Jordana erlebt im Laufe der Reise wunderbar funktionierende Multi-Kulti-Gesellschaften, die sie über ihren Umgang mit Fremden ins Nachdenken bringen. Der Besuch der ersten christlichen Kirche der Welt bringt Jordana dazu, über die Anfänge ihres eigenen Glaubens zu reflektieren. Sie hinterfragt die Tugenden ihres Ordens und gelangt zu der Erkenntnis, dass die „Beziehung zu Gott der größte Reichtum für mich“ ist.

Erkenntnisreich sind für sie auch die Begegnungen mit den Vertretern der Hisbollah-Partei. Es sei wertvoll, auch etwas über die andere Seite der „Partei Gottes“ zu erfahren. „Israel hat die Unterstützung vieler Länder, die nicht wissen, was sie uns antun“, erklärt ihr ein Hisbollah-Vertreter. In Israel trifft sie auf Menschen, die „hinreißend sind in ihrem Gottesschwung“. Um Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern zu verstehen, müsse man vor Ort gewesen sein, meint die Ordensschwester. Trotz des völlig unterschiedlichen Lebensstils der Juden und Araber ist ihr wichtig, dass ein Samen der Verständigung gesät werde.

60 Jahre Kampf gegen Enteignungen

In dem Buch wird beschrieben, wie das Fernsehteam auch Beduinen begegnet, die seit mehr als 60 Jahren gegen die Enteignungen ihres Landes kämpfen. Auch Menschen in der Siedlerstadt Hebron trifft das Team. Interessant ist für Jordana auch die Wahrnehmung der eigenen Geschichte durch israelische Senioren in einem Altersheim. Für Jordana bleibt die Frage zurück, ob sie gegen das Nazi-Regime aufgestanden wäre. Der Zielpunkt der Reise ist die Wiege der Christenheit: Jerusalem. Dort lernt sie die religiöse und soziale Pluralität noch einmal neu schätzen.

Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland bekommen die anonymen Nachrichten Gesichter. Das Buch dokumentiert durch die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen viele Facetten der Weltreligionen. Auf der Reise erlebt Jordana auch manche Grenzerfahrungen. Spannend macht das Buch der Austausch mit den Einheimischen, die den multireligiösen Frieden schon länger bedroht sehen. Auch wenn man längst nicht alle Machtstrukturen erkennt, so gewährt das Buch doch einen guten Einblick in die arabische Welt.

Jordana Schmidt ist Diplom-Heilpädagogin und Familientherapeutin. Sie ist viel unterwegs, um Vorträge und Predigten zu halten. Autorin des Buches ist Iris Rohmann. Die freie Journalistin arbeitet seit 1991 für verschiedene Fernsehanstalten, Zeitungen und Verlage. Sie lernte Schwester Jordana 2006 bei einem Fernsehdreh auf dem Weltjugendtag kennen. Seitdem sind sie befreundet. (pro)

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