Ein gefährlicher Spagat?

Tut sie es, oder tut sie es nicht? Lust dazu hat sie und auch ihre politischen Ambitionen unterstrichen. Katrin Göring-Eckardt zählt neben Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer zu den Hoffnungsträgern der Partei "Bündnis 90/Die Grünen". Von daher ist es normal, dass sie zum Kreis derer gehört, die an die Parteispitze der Grünen streben. Doch eine Frage bleibt offen.
Von PRO

Brisant und pikant wird die Ankündigung Göring-Eckardts dadurch, dass sie noch ein weiteres repräsentatives Amt ausfüllt. Sie ist Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und damit zugleich Mitglied im Rat der EKD. Bei ihrer Wahl setzte sie sich übrigens gegen den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein (CSU) durch.


2007 wurde die sympathische Grünen-Politikerin für eine Amtszeit von sechs Jahren zum Mitglied des Präsidiumsvorstandes des Deutschen Evangelischen Kirchentages gewählt. 2009 war sie zusätzlich Präsidentin des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dresden. Auch in diesen Funktionen tritt sie immer wieder öffentlich in Erscheinung.



Mahnen und Ermuntern statt Ätzen und Attackieren



Reinhard Bingener, Redakteur der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), sieht ihren Spagat schon allein deswegen kritisch, weil Göring-Eckardt als Repräsentantin der Kirche "Mahnen, Ermuntern und Moderieren" soll, mit einem Wechsel an die Parteispitze aber das "Ätzen, Fordern und Attackieren" im Vordergrund stehen würde.



Trat die 46-Jährige bisher eher zurückhaltend auf, würde die grüne Basis nach ihrer möglichen Wahl sicher härtere und deutlichere Töne von ihr erwarten. Ein Vorgeschmack davon konnte die Öffentlichkeit ihrem Bewerbungsschreiben zum Parteivorsitz entnehmen. Dort hatte "KGE" die schwarz-gelbe Regierung wegen deren "kleingeistiger, enger, selbstbezogener und rückwärtsgewandter Politik" kritisiert. Und weil "Opposition Mist ist", dürfte die Wortwahl spätestens vor der Bundestagswahl im Herbst 2013 schärfer werden.



Geschmack der 24 Millionen Laien treffen

Immerhin würde Göring-Eckardt bei einer möglichen Wahl in die Fußtapfen von Claudia Roth treten, die nicht gerade für ihre zimperliche Wortwahl bekannt ist. Dass sie mit der Meinung der Grünen nicht unbedingt den Geschmack der 24 Millionen evangelischen Laien trifft, dürfte klar sein. Selbst, wenn es erlaubt ist, wären der angestrebte Wechsel und die "Doppelspitze" strategisch nicht günstig.



Dies bedeutet nicht, dass sich Christen nicht mehr politisch engagieren sollen. Auch Göring-Eckardt hat ja in der Vergangenheit als Kirchenfrau zahlreiche Wahlkämpfe für ihre Partei bestritten. In vielem, was sie sagt und tut, würde sie nach einer möglichen Wahl verstärkt über ihre Führungsposition bei den Grünen definiert. Viele dieser Standpunkte entsprächen wahrscheinlich selten dem Geschmack der kirchlichen Basis, was die Mission für sie nicht einfacher machen würde.

Noch sind die Statuten der Wahl zum Parteivorsitz und die Frage, wer letzten Endes antritt, nicht geklärt. Katrin Göring-Eckardt muss selbst wissen, was sie tut und ob sie die Doppelfunktion vereinbaren kann. Für diejenigen, die in der Landeskirche einen Haufen linker Pfarrer und Funktionsträger sehen, wären kirchenkritische Äußerungen Göring-Eckardts eine Bestätigung. Und ob das ihr und dem Klima meiner Landeskirche gut tut, wage ich zu bezweifeln. (pro)

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