Die Weltgemeinschaft erhofft sich vom Atomabkommen mit dem Iran wirtschaftliche Vorteile. Dass das islamische Regime Israel anfeindet und Christen inhaftiert, tritt dabei in den Hintergrund. Eine Beobachtung von Mohammed Razi
Von PRO
Foto: State Department
Die Verhandlungspartner sehen in dem Abkommen mit dem Iran einen „guten Deal“
Überschwänglich freut sich die westliche Welt über das Abkommen, das die fünf Vetomächte im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und Deutschland („5+1“) einerseits mit dem Iran andererseits erreicht haben. Dadurch will die Weltgemeinschaft das umstrittene Atomprogramm des islamischen Regimes in Teheran in den Griff bekommen. Die überwältigende Mehrheit der Iraner hofft auf eine Verbesserung der Wirtschaftslage ihres Landes und eine Lockerung der Sanktionen. Doch die Einigung der „5+1“ mit der Islamischen Republik Iran ist weder ein Garant dafür, dass das Mullah-Regime in Teheran am Bau einer Atombombe gehindert wird, noch bedeutet es mehr Stabilität für die Region.
Die atomaren Fähigkeiten des Iran wurden nicht etwa abgebaut, sondern durch die Reduzierung der Zentrifugen lediglich eine Zeitlang außer Betrieb gesetzt. Die Kontrolle der relevanten militärischen Anlagen des Landes ist ebenfalls nicht umfassend, sondern nur einmalig und zeitlich begrenzt. Das Regime hat mehr als 100 Milliarden US-Dollar in dieses absurde Programm gesteckt. Anstatt seiner nuklearen Ambitionen hätten die Machthaber in Teheran dadurch die Modernisierung der Infrastruktur, Wirtschaft und Bildung ihres Landes vorantreiben können.
Vormacht angestrebt
Aber Ajatollah Ali Chamenei und seine Leute scheren sich nicht um das Wohl der Menschen im Iran. Sie träumen von einer schiitischen Vormacht in der Region. Um dieses Ziel erreichen zu können, braucht das Regime ein hochgerüstetes Militär mit weitreichendem Abschreckungspotential. Die alte Rivalität zwischen Persern und Arabern erhält zunehmend religiöse Züge, etwa im Krieg zwischen Sunniten und Schiiten. Die Konfliktherde im Irak, in Syrien, im Jemen, im Libanon und auch in Bahrain entpuppen sich als Religionskrieg. Das iranische Regime und seine Revolutionsgarde sind an allen diesen Fronten direkt oder indirekt beteiligt.
Auch die offen ausgesprochenen Drohungen des islamischen Regimes in Richtung des jüdischen Staates Israel sind nur als Teil ihrer hegemonialen Ambitionen nachvollziehbar. Es unterstützt die palästinensischen Terror-Organisationen Hamas und Islamischer Dschihad oder auch die Hisbollah im Libanon militärisch und finanziell. Dadurch sucht der Iran seine eigene Position als selbsternannter Verfechter der „Sache Palästinas“ zu untermauern und die Stellung sunnitischer Rivalen in der arabischen Welt oder auch der Türkei auszuhöhlen.
Hoffnung auf Profit
Der Weltgemeinschaft betreibt derweil unter Leitung der USA gegenüber dem politischen Islam nichts anderes als eine „Appeasement-Politik“. Für die Europäer ist der Iran vor allem ein höchst attraktiver Absatzmarkt mit einem ungeheuren Nachholbedarf. Das riesige Land mit einer Bevölkerung von etwa 75 Millionen Menschen ist reich an Erdöl, Gas, Metallen und anderen Rohstoffen.
Geopolitisch ist der Iran eine Drehscheibe zwischen dem Kaukasus, Zentralasien, dem Persischen Golf und den südasiatischen Mächten Pakistan und Indien. Deshalb verspricht es sehr gute Aussichten für Investoren aus der EU. In den Medien und in Wirtschaftskreisen der Bundesrepublik ist der Iran als Handelspartner in aller Munde, und Bundeswirtschaftsminister Gabriel macht sich auf den Weg nach Teheran. Dort kennt man die eigenen Vorteile und weiß um die wirtschaftlichen Interessen Europas.
Die Fragen der Menschenrechte, Religionsfreiheit, die Lage der Minderheiten im Iran und die Unterdrückung der Opposition treten in den Hintergrund. Zahlreiche Christen, Juden und Bahais sitzen als politische und religiöse Gefangene in iranischen Gefängnissen. Lukrative Geschäfte lassen eine fragwürdige Partnerschaft mit den Mullahs wichtiger werden als die Freiheit der Medien im Iran oder die Sicherheit Israels.
Dabei sollte sich das christlich geprägte Europa eigentlich darüber im Klaren sein, was Jesus schon vor zwei Jahrtausenden gesagt hat (Matthäus 6,24): „Niemand kann zwei Herren dienen, entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht dem Gott dienen und dem Mammon.“ (pro)
Mohammad Razi wurde 1979 in Teheran geboren und hat Agrar- und Umweltwissenschaften studiert. Er lebt heute im Exil, arbeitet als Verkäufer und beobachtet das Zeitgeschehen in Nahost.
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