Ehe und Kinder für Homo-Paare

Homosexuelle Paare dürfen in Frankreich heiraten und Kinder adoptieren. Die Nationalversammlung hat das Gesetz „Mariage pour tous“ – Ehe für alle – am Dienstag endgültig verabschiedet. Proteste gegen die Homo-Ehe gibt es bereits seit mehreren Monaten. Meistens verlaufen sie friedlich. Doch nun greifen manche Demonstranten zur Gewalt.
Von PRO

Als 14. Land weltweit führt Frankreich die Ehe für homosexuelle Paare ein. Am Dienstag verabschiedete die Nationalversammlung das Gesetz in zweiter Lesung. Damit setzte sich Präsident François Hollande mit der linken Mehrheit im Parlament durch und löste ein Wahlkampfversprechen ein. Die konservative Opposition kündigte dieweil eine Beschwerde vor dem Verfassungsrat an.

Am Abend kam es nach einer bis dahin friedlichen Demonstration von etwa 3.500 Menschen gegen die Homo-Ehe zu gewaltsame Ausschreitungen. Wie die Süddeutsche Zeitung online berichtet, bewarfen etwa 50 bis 100 Demonstranten Sicherheitskräfte mit Flaschen, Steinen und Feuerwerkskörpern. Die Polizei setzte Tränengas ein. Erst am Morgen soll sich die Lage beruhigt haben. Mindestens zwölf Menschen seien festgenommen worden.

Seit Monaten protestieren vor allem konservative Franzosen gegen das Gesetz, das Homosexuellen erlaubt, zu heiraten und Kinder zu adoptieren. „Mit dem Widerstand gegen das Gesetz wuchs die Aggression einzelner Splittergruppen gegen Homosexuelle“, heißt es in einem Beitrag in den Tagesthemen. Darin berichtete die ARD auch über Wilfred de Bruijn, der mit seinem Partner angegriffen und zusammengeschlagen wurde. In den letzten Wochen habe es ebenso im Pariser Stadtteil Marais, das für seine Schwulenbars bekannt sei, Angriffe auf Homosexuelle gegeben. Im nordfranzösischen Lille sei eine Szenebar für Schwule und Lesben demoliert worden.

„Ich will mich meines Glaubens nicht schämen“

Auch wenn die Ehe für Homosexuelle in Frankreich nun beschlossene Sache ist, werden die Proteste womöglich weitergehen. Am 26. Mai ist eine Großdemonstration mit hunderttausenden Menschen geplant. Aus dem Widerstand in der Bevölkerung sind verschiedene Bewegungen entstanden. So haben sich Gegner der „Mariage pour tous“ (Ehe für alle) zur Organisation „Manif pour tous“ (Demonstration für alle) zusammengeschlossen.

Andere Gegner der Homo-Ehe finden sich in der Gruppe „Les veilleurs“, die Wächter. Das sind mehrere hundert junge Franzosen, durchschnittlich unter dreißig Jahre. Sie demonstrieren friedlich, indem sie sich allabendlich schweigend mit Kerzen und Teelichtern auf der Wiese vor dem Invalidendom in Paris treffen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete. „Wir haben es satt, dass wir als Faschisten und reaktionäre Katholiken verspottet werden“, zitiert die Zeitung einen der Aktivisten. Er wolle sich seines Glaubens „nicht mehr schämen“. Ein Student, der zur konservativ-christlichen Bewegung „Französischer Frühling“ gehört, sagte der FAZ: „Wir kämpfen gegen diese Zivilisation, die sie uns aufzwingen wollen. Wir sind in einer Gesellschaft groß geworden, in der die Werte verfallen.“

Die Süddeutschen Zeitung wies darauf hin, dass sich die Protestbewegungen nicht mehr nur gegen die Homo-Ehe richte, sondern zunehmend auch gegen Präsident Hollande selbst. Dabei müssten sie aufpassen, „nicht ihrerseits von Fundamentalisten, Rechtsextremen und Gewalttätern gekapert zu werden.“ In den vergangenen Wochen sei es am Rand von Demonstrationen zu Übergriffen gekommen. Schwulen- und Lesbenverbände verzeichneten gehäuft Angriffe auf Homosexuelle. (pro)

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