Auch wenn heute Menschen in der CDU engagiert sind, die keiner Konfession angehören, so bleibe doch das christliche Menschenbild die Grundlage der Partei, so die CDU-Vorsitzende vor den Delegierten und Gästen der EAK-Tagung, die sich schwerpunktmäßig mit dem demographischen Wandel befasste. Merkel wandte sich in ihrer Ansprache gegen überzogene Forderungen von Senioren auch an die Politik ihrer eigenen Partei. Bei allen Ansprüchen von älteren Menschen müsse immer auch an die Nachfolgegeneration gedacht werden, insbesondere in Fragen der Neuverschuldung des Staates, so Merkel. Vielmehr müssten Senioren als Impulsgeber dauerhaft in der Gesellschaft mitwirken. Zu einer menschlichen Gesellschaft gehöre es, alle Phasen des Lebens von der Geburt bis zum Tod im Blick zu haben. „Als Geschöpfe Gottes wissen wir, dass das Leben endlich ist“, so Merkel. Zu diesem Wissen gehöre auch, jegliche Form der aktiven Sterbehilfe abzulehnen.
Althaus: Familien stärken
Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus forderte auf der Tagung eine weitere Stärkung von Familien. „Das Zentrum der Gesellschaft ist und bleibt die Familie“, so der CDU-Politiker. Gerade im 60. Jahr des Grundgesetzes müsse man darauf hinweisen, dass „Ehe und Familie unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung stehen“. Die Familie bleibe modern, „weil sie die einzige Institution ist, in der Liebe, Orientierung und Werte geprägt werden“. In Thüringen habe es in den letzten Jahren fast zwölf Prozent Bevölkerungsrückgang gegeben. Dagegen sollte die Politik Anreize schaffen, etwa durch eine Stärkung der Familien.
Rachel: „Kultur der Wachsamkeit“
Der Bundesvorsitzende des EAK und CDU-Bundestagsabgeordnete, Thomas Rachel, kritisierte die gegenwärtige Diskussion über die Frage, ob die DDR als Unrechtsstaat zu bezeichnen sei oder nicht, als „unsinnig“. Die Der Begriff „Unrechtsstaat“ kennzeichnet ein Regime, das keine Rechtfertigung durch freie Wahlen hatte. „Es wird höchste Zeit, dass sich die SED-Nachfolgepartei, die sich jetzt Linkspartei nennt, ihrer politischen Geschichte stellt“, so Rachel „an die Adresse von Bisky und Gysi“. Massiv kritisierte Rachel die vermeintlichen Bestrebungen von SPD und Linken, Koalitionen nach dem Vorbild des Berliner Senats auch auf Landes- und Bundesebene zu bilden.
Rachel positionierte den EAK zudem auf zahlreichen weiteren gesellschaftlichen Diskussionsfeldern. Zur Verantwortung einer christlichen Partei gehöre auch die Maßgabe: „Jede Abtreibung ist eine Abtreibung zu viel“, erklärte Rachel. Zwar sei durch die Neuregelung der Spätabtreibungen eine dreitägige Frist und ausführliche ärztliche Beratung beschlossen worden, jedoch müsse weiterhin gerade öffentlich auf die Folgen von Abtreibungen hingewiesen werden.
Außerdem forderte Rachel eine Rückbesinnung auf Grundwerte der Wirtschaft. „Zügelloser Kapitalismus ist genauso schädlich wie real existierender Kommunismus“, so Rachel. Wo „der alte Adam“ dominiere, werde die soziale Marktwirtschaft abgeschafft. Dabei seien die Eigenverantwortung und der soziale Ausgleich die wesentlichsten Grundlagen für die freie Wirtschaft. Auch angesichts des Amoklaufs von Winnenden forderte Rachel eine „Kultur der Wachsamkeit“, die sich der Maxime „niemand darf verloren gehen“ verschreiben müsse. Dies sei ein notwendiges christlich geprägtes Miteinander in der Gesellschaft.
Superwahljahr 2009 mit christlichen Themen
Das christliche Menschenbild darf sich nicht alleine im „C“ der CDU widerspiegeln, sondern in der Alltagshaltung als Menschen in der Politik, forderte die Thüringische Justizministerin Marion Walsmann. Angesichts des „Superwahljahres“ 2009 sei es für die CDU und CSU wichtig, die christliche Überzeugung der Parteien deutlich zu machen. „Faire und saubere Wahlkämpfe gehören ebenfalls zu einem christlichen Menschenbild, das Gegenteil sind Schmutzkampagnen“, so Walsmann. Die derzeitig verantwortlichen Politiker dürften nicht müde werden, die christlichen Grundlagen gerade auch an die jüngere Generation weiterzugeben.
„Förderung ehrenamtlichen Engagements“
Der Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beim Bund und der Europäischen Union, Prälat Bernhard Felmberg, betonte die Herausforderungen des demographischen Wandels auch in den Kirchen und forderte weitere Möglichkeiten für das ehrenamtliche Engagement von Senioren in Gemeinden. Die „Generation 50 Plus“ könne vielfältige Glaubenszeugnisse und Erfahrungen weitergegeben, so Felmberg, und habe immer noch Einfluss auf die jüngere Generation.“Wie oft werden Kinder getauft, weil die Großmutter es wollte“, so der Prälat. Gemeinden seien geeignete Plattformen, um zwischen den Generationen zu vermitteln und zudem ein „idealer Rahmen für Freiwilligenbörsen“.
Der Evangelische Arbeitskreis wurde 1952 in Siegen vom damaligen Bundestagspräsidenten, Oberkirchenrat Hermann Ehlers, gegründet. Der EAK vertritt alle evangelischen Mitglieder von CDU und CSU und zählt aktuell mehr als 203.000 Mitglieder. Ziel der Organisation ist es, protestantisches Denken und protestantische Überzeugungen in die Unionsparteien einzubringen und evangelische Christen zum politischen Engagement zu ermutigen.