EAK der CDU/CSU: Schöpfungsverantwortung als Orientierung

Für Angela Merkel ist das christliche Menschenbild der geeignete Ratgeber zur Lösung der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Probleme. Dies machte die Bundeskanzlerin am Freitag bei der Bundestagung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK) in Berlin deutlich. Bei der Neuwahl des Bundesvorstandes wurde der EAK-Bundesvorsitzende, der Parlamentarische Staatsekretär Thomas Rachel, mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt.
Von PRO

Die Tagung stand unter dem Motto: "Unsere Schöpfungsverantwortung – Orientierung für eine nachhaltige Umwelt- und Klimapolitik". Merkel nahm das Thema zum Anlass, um den 67 Delegierten und etwa 300 Gästen ihre Position zur Energiewende zu erläutern und illustrierte dies am Beispiel der sozialen Marktwirtschaft. Das christliche Menschenbild gebe den Menschen Würde, beziehe aber auch die Verantwortung des Einzelnen ein, sagte sie. Auf diese Weise sei die soziale Marktwirtschaft zu einer Erfolgsgeschichte in Deutschland geworden. Die Bundeskanzlerin erinnerte: "Scheinbar unvereinbares konnte vereint werden, der Widerspruch von Kapital und Arbeit konnte so gelöst werden."

Merkel: "Probleme, die man lösen kann"

Bereits Mitte der 90er Jahre habe man in der CDU darüber nachgedacht, dass man auch im ökologischen Bereich das schaffen müsse, "was wir im sozialen Bereich geschafft haben, nämlich Umwelt und Wirtschaftlichkeit zusammen zu bringen." Mit der Reaktorkatastrophe in Fukushima, so die Kanzlerin, habe sich ihre Haltung zur Kernenergie geändert. Und damit habe sich auch die Frage ergeben, wie man den Ausstieg aus der Kernenergie schneller schaffen könne. Dies erfordere jedoch ein Mehr an Anstrengung, und es müsse auch die Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden. "Wenn wir das hinbekommen", so Merkel, "dann werden wir ziemlich erfolgreich sein, dann werden Arbeitsplätze der Zukunft entstehen, dann wird man auf Deutschland schauen und sich fragen: Wie haben die das hingekriegt?" Dies sei eine spannende Herausforderung. "Es kommt darauf an, dass wir das mit Freude im Herzen machen und nicht mit Missmut", fügte die Kanzlerin hinzu. "Gemessen an den Zeiten, wo man sich mit den Kriegen auseinandersetzen musste und riesige soziale Spannungen hatte", seien das doch alles Probleme, die man lösen könne. "In diesem Geist müssen wir unsere Politik entwickeln und auch auf anderen politischen Feldern arbeiten."

Merkel machte deutlich, dass die Politik aus der Perspektive des christlichen Menschenbildes den Menschen vermittelt werden muss: "Nur wenn unser Denken für Nichtchristen nachvollziehbar ist, können wir Mehrheiten finden und weiteren Spielraum für politische Projekte."

Röttgen: "Symbiose von Schöpfungsethik und Wirtschaftskompetenz"

Bundesumweltminister Norbert Röttgen, der als Gastredner an der Tagung teilnahm, wies in seinem Beitrag darauf hin, dass eine "Symbiose von Schöpfungsethik und Wirtschaftskompetenz" die entscheidende Orientierung für zukünftige Politik sei. Die Gesellschaft erschöpfe sich im Kampf um das richtige Energiekonzept. "Wenn es uns gelingt, die Gesellschaft zusammenzuführen, ein konkretes Konzept zu haben, dann könnte das eine große gesellschaftliche Friedens- und politische Lösungsleistung unserer CDU und CSU sein."

Rachel: "Es geht um beherzte Zeugenschaft"

Der EAK-Bundesvorsitzende Thomas Rachel erinnerte daran, dass das christliche Menschenbild keine religiöse Tradition sei. "Es gehört zum zentralen Nervensystem unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Es ist nicht austauschbar oder relativierbar oder revidierbar", sondern sei Ausgangslage für Artikel 1 des Grundgesetzes, der von der Würde des Menschen spricht. In seiner Rede, in der er sowohl zu Umwelt- als auch zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung bezog, wies Rachel auch darauf hin, dass der Islam "eine Herausforderung für unsere eigene Glaubenstradition" sei. "Wir sind erstaunt, mit welchem Selbstbewusstsein die hier lebenden Muslime ihre Glauben leben. Aber das kann doch nur der als Bedrohung wahrnehmen, der sich seiner eigenen Glaubensüberzeugung nicht mehr sicher ist." Die Ausstrahlungskraft des Christentums werde davon abhängen, "ob und wie wir als Christinnen und Christen überzeugen und auftreten". Es gehe nicht um Ideologien, sondern um lebendige und beherzte Zeugenschaft. Dafür stehe der EAK seit nunmehr fast sechs Jahrzehnten.

Bei den Neuwahlen des EAK-Bundesvorstandes wurde Thomas Rachel als Vorsitzender wiedergewählt. Als stellvertretende Vorsitzende wurden der Rechtsanwalt Hans-Michael Bender, der Leiter der Abteilung "Ältere Menschen" im Bundesfamilienministerium, Dieter Hackler, der Präsident des Hessischen Landtags, Norbert Kartmann und die Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen, Christine Lieberknecht bestätigt. Der Bundestagsabgeordnete und Chef des EAK-Landesverbands Bayern, Christian Schmidt, wurde anstelle des ausscheidenden Ingo Friedrich in das Amt gewählt. Neu im Vorstand sind außerdem als Beisitzer der Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich, Pastor Dirk Heuer, die Abgeordnete der Bremer Bürgerschaft Elisabeth Motschmann und die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im schleswig-holsteinischen Landtag Herlich Marie Todsen-Reese.

Der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU ist eine Sonderorganisation der Unionsparteien, der alle evangelischen Mitglieder von CDU und CSU vertritt. Derzeit zählt der EAK über 203 000 Mitglieder. (pro)

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