Seit der Nachkriegszeit hätten die beiden großen Kirchen in Deutschland das Image von autoritären Institutionen, von der sich ein auf Autonomie und Selbstverwirklichung achtender Bürger zu emanzipieren hatte, schreibt Pollack. „Viele halten die Kirchen für unglaubwürdig und kündigen ihnen das Vertrauen auf.“ Dennoch bedeute das nicht ein Schwinden der Religiosität oder der Spiritualität.
Pollack, der seit 2008 Professor für Religionssoziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ist, sieht eine Rückkehr zu Religion außerhalb der Kirchen, jedoch keinen Rückgang der Spiritualität. „Das Christentum ist weithin akzeptiert, aber was ein Großteil der Bevölkerung nicht möchte, ist, dass es sich absolut setzt, dass es sich als den einzigen und letztgültigen Wert darstellt“, sagte Pollack dazu im Interview mit dem Christlichen Medienmagazin pro (6/2013).
Im April ist seine zusammen mit Gergely Rosta geschriebene Studie „Religion in der Moderne. Ein internationaler Vergleich“ im Campus-Verlag erschienen. In der FAZ schreibt Pollack: „Die Wahrscheinlichkeit individueller Religiosität steigt nicht mit dem Abstand zur Institution Kirche, sondern mit der Einbindung ins kirchliche Leben, dem Besuch des Gottesdienstes, dem personalen Kontakt zum Pfarrer und der Beteiligung an kirchlichen Gemeinschaftszusammenhängen. Allerdings nimmt sie ab, wenn die kirchliche Einbettung als bevormundend erlebt wird.“