Meinung

„Du kommst auch drin vor“

„111 Bibeltexte, die man kennen muss“ von Andreas Malessa bietet für Bibel-Laien einen unterhaltsamen Überblick über die wichtigsten Ereignisse und Texte in der Bibel. Dabei fehlt es nicht an Tiefgang.
Von Swanhild Zacharias

„111 Bibeltexte, die man kennen muss“ heißt das neue Buch des evangelischen Theologen und Hörfunkjournalisten Andreas Malessa. Von der Reihe „111…“ gibt es verschiedenste Werke, zumeist „… Orte, die man gesehen haben muss“ für Städte weltweit. Sozusagen kurzweilige Reiseführer oder Büchlein, die zur Allgemeinbildung beitragen. Malessas Buch liest sich daher wie ein kurzweiliger Reiseführer durch die Bibel.

Von der Schöpfungsgeschichte, durch das gesamte Alte Testament, über die Evangelien bis hin zu den Aposteln und sogar der Offenbarung bieten die gut 200 Seiten einen Überblick über die wichtigsten Texte der Bibel. Malessa liefert zu jedem der 111 Bibeltexte kurze Erklärstücke – knackig und häufig salopp formuliert. Oft lesen sie sich wie Impulse für den Alltag, denn es findet sich auch immer eine Deutung für die heutige Zeit. Ganz im Sinne der Aussage „Du kommst auch drin vor“, auf die der Autor schon in seinem Vorwort Bezug nimmt.

Trotz des oft saloppen Tonfalls fehlt es auch nicht an Tiefgang. Bei der Auswahl der 111 Texte scheute sich Malessa nicht, auch schwierigere Kost anzupacken und sie für Bibel-Laien verständlich hinunterzubrechen. Zum Beispiel, wenn es um das Buch Hiob geht. Malessa beschreibt es als „ein erschütterndes Stück Weltliteratur, das so skandalös anfängt, wie es endet“. Er erklärt in einfachen Worten, dass Gott für den Menschen eben nicht vollständig durchschaubar ist. „Hiobs Problem ist nicht der Kampf zwischen Gut und Böse, sondern zwischen Gut und Rätsel: seine Rechtschaffenheit gegen Gottes (Un-)Erklärlichkeit“, schreibt Malessa. Und der Leser wird zum Nachdenken angeregt darüber, was bedingungsloses Gottvertrauen bedeuten kann.

Erfrischend und humorvoll

Auch die Offenbarung betrachtet Malessa und liefert in Grundzügen einen Überblick darüber, worum es eigentlich geht. Schön ist, dass das Buch mit einem besonders hoffnungsvollen Textabschnitt endet, nämlich aus Offenbarung 22 und der Wiederkunft Jesu. Dabei erklärt Malessa zum einen ganz nüchtern, dass es dabei auch um das Gericht-Halten über jedes Menschenleben geht. Zum anderen schreibt er aber auch: „Gut, wenn man das nicht fürchten muss, sondern herbeiwünschen kann.“ Und er beschreibt anschaulich, wie es werden wird, wenn Jesus Christus dann wirklich wiederkommt: „Der oft belächelte Wunsch nach einer ‚neuen Welt‘ – die uralte Sehnsucht des Judentums nach dem Friedensreich des Messias und die jahrtausendelange Hoffnung des Christentums auf ‚himmlische Gerechtigkeit‘ – die verdichten und realisieren sich dann wie die Liebe eines Paares im Moment der Hochzeit.“

Besonders erfrischend sind die Titel der jeweiligen Kapitel. Ob „In Zukunft nur mit Schwiegermutter“ (Das Buch Ruth), „Überraschung beim Casting“ (Die Berufung von David aus 1. Samuel 16) oder „Ein Kuss, ein Schlag, ein Flitzer“ (Die Gefangennahme Jesu aus Markus 14) – die Überschriften sind humorvoll und gewitzt und machen das Buch erst richtig unterhaltsam.

Cover "111 Bibeltexte, die man kennen muss" Foto: DBG Foto: DBG

Andras Malessa: „111 Bibeltexte, die man kennen muss“, Emons, 240 Seiten, 16,95 Euro, ISBN 9783740811013

Erklärtext und Bibelstelle sind immer auf einer Doppelseite dargestellt. Eine Seite für die Auslegung, gegenüber findet sich die entsprechende Bibelstelle separat, passend gestaltet mit einer ganzseitigen Fotografie. Das verleiht dem Buch zum einen Übersichtlichkeit, zum anderen liefert es den Bibeltext auf einen Blick und wer mag, kann ihn sich nochmal einzeln vornehmen.

Auch wenn sich das Buch wahrscheinlich eher an ein säkulares Publikum richtet, das nicht so häufig die Bibel aufschlägt – Malessas Auslegungen, die ohne Umschweife zum Punkt kommen und komplizierte Sachverhalte einfach schildern, kann auch bei regelmäßigen Bibellesern für neue Einblicke sorgen.

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