Im Wissenschaftsbetrieb gilt ein Werk dann als wichtig, wenn viele andere Veröffentlichungen darauf verweisen. Gerade zwei Jahre hat es gedauert, dann war die Programmierung von zwei Studenten der Stanford University das Maß aller Dinge im Internet und der Marktführer bei den Suchmaschinen. Larry Page und Sergey Brin bewerteten mit Google die Relevanz einer Internetseite an der Zahl von Links, die auf diese Webseite verweisen. Google war geboren. Zum Geburtstag der Suchmaschine, die durchaus geeignet ist, uns das Leben im Internet übersichtlicher und komfortabler zu gestalten, sei eine Weisheit der Internetökonomie ins Gedächtnis gerufen: „Wenn es dich nichts kostet, bist du das Produkt.“
Die unauffällig und unaufdringlich eingestreuten Werbelinks in den Suchergebnissen stören die Nutzer augenscheinlich wenig, bringen dem Unternehmen aber Milliarden Dollar ein und erzeugen in den Datenbanken des Unternehmens unzählige Personenprofile. Und noch mehr. Denn der Dreh- und Angelpunkt im Internet weiß durch seine meist kostenlos angebotenen Dienste unter Umständen mehr über einen Menschen, als dem lieb sein dürfte. Wer etwa ein Smartphone mit dem Google-eigenen Android-Betriebssystem besitzt, muss damit rechnen, dass die Datenkrake weiß, wo man sich gerade aufhält, oder mit welchem Freund man sich trifft. Das Unternehmen macht auch kein Geheimnis daraus, dass bei seinem kostenlosen E-Mail-Dienst Gmail die Inhalte der E-Mails für kontextbezogene Werbung ausgewertet werden. Die Computer lesen mit. Mit Datenschutz und Privatsphäre hat das wenig zu tun.
Wenig Transparenz
Die aufgeräumte, nahezu leere Google-Seite mit einem Eingabefeld für die Suchbegriffe war eine Revolution und das Gegenteil ausufernder, nach Kategorien geordneter Webkataloge mit Wetterinfos, Nachrichtenfragmenten und nervigen Bannern seiner Zeit. Die Konkurrenten von Google, darunter Yahoo, Excite, AltaVista und eine Vielzahl anderer Suchmaschinen, wurden durch Google nahezu bedeutungslos oder verschwanden gänzlich.
Heute werden täglich weltweit Milliarden Suchen von Google beantwortet, unzählige E-Mails über Gmail versendet, obwohl über den Datenschutz der kostenlosen Dienste ein hohes Maß an Unsicherheit und wenig Transparenz besteht. Das müssen sich Google-Benutzer wohl auch nach der Geburtstagsparty weiter zähneknirschend gefallen lassen. Alternativen bieten jedoch beispielsweise Suchmaschinen wie Swisscows, die keinerlei Datenspuren aufzeichnet, und die kostenfreie Variante des E-Mail-Dienstes Protonmail.
Von Norbert Schäfer