Dschihad für die ganze Familie

Die Dschihadisten sind im Netz kaum zu schlagen. Dort werde der "Heilige Krieg" forciert und die radikal-islamischen Anhänger züchteten ihren Nachwuchs für den "Terror von morgen". Ein Beitrag des NDR-Magazins "Zapp", der am gestrigen Donnerstag ausgestrahlt wurde, stellt dar, wie die islamistische Propaganda im Netz zunehmend professioneller und familienfreundlicher wird.

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Von PRO

Es gelingt ihnen immer, aus den Möglichkeiten, die ihnen geblieben sind,
das Perfekte herauszuholen", skizziert Yassin Musharbash, Redakteur von
"Spiegel online" den derzeitigen Status. Das Internet erweise sich als
perfekte Plattform für radikale Islamisten, darüber hinaus tobe ein
gespenstischer Kampf im Untergrund.

Der NDR-Beitrag stellt vor allem die Raffinesse heraus, mit der die Islamisten agieren. Während früher vor allem mit martialischen Bildern radikalisiert worden sei, werde dieses Bild heute durch eine massive "familienfreundliche" Online-Präsenz ergänzt. Die perfekte Aufbereitung der Thematik durch islamistische Produktionsfirmen schaffe Motivation und sei in vielen Fällen identitätsstiftend, so Manfred Murck vom Landesverfassungsschutz Hamburg.



Verbrauchertipps für den nächsten Anschlag



Auf den Webseiten, von denen viele deutschsprachig sind, werde zum Beispiel für Camps geworben, in denen die Besucher den Dschihad dank Schul- und Ärzteinfrastruktur "mit der gesamten Familie" leben könnten. Neu seien auch  Hochglanzzeitschriften für Frauen, die kostenlos über das Netz vertrieben würden. Dort schwärmten Autoren von der "Heirat mit dem Kämpfer" oder böten Verbrauchertipps, wie am besten der nächste Anschlag im Westen zu planen oder eine Bombe in "Muttis Küche" zu bauen sei. Das Internet ermögliche dann deren unkontrollierbare Vervielfältigung.

Die Kämpfer würden mal brutal und mal harmlos dargestellt, aber immer zu Helden stilisiert. Alle wahren Gläubigen werden zum Dschihad aufgerufen. Um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen, werden viele Kinospots in westlicher Manier gedreht. Der Übergang vom virtuellen zum echten Dschihad sei dann auch nicht mehr weit: insgesamt 39 Schritte, wie eine andere Internetseite zeigt.



"Die Medienarbeit der Islamisten ist eine Art von Führung", betont Philipp Holtmann von der "Stiftung Wissenschaft und Politik". Damit gelinge es gut, die Denkweisen von Menschen zu steuern. "Je radikaler die Pläne werden, desto mehr findet die Kommunikation im Verborgenen statt", schränkt "Spiegel online"-Redakteur Musharbash dagegen ein. Dieser innere Zirkel nennt sich "Dark Web" und enthält passwortbeschränkte Zugänge. Selbst für Verfassungsschützer sei es schwierig, herauszufinden, was Al Qaida im Netz wo plane, stellt der Beitrag dar.



Vieles noch Zukunftsmusik



"Das herauszufinden ist vielleicht eher noch die Zukunft, jedenfalls für eine Verfassungsschutzbehörde wie unsere", so Verfassungsschützer Manfred Murck. Obwohl die Seiten bekannt seien, gebe es kaum eine rechtliche Handhabe dagegen. Deswegen blieben die Propagandaseiten online. "Spiegel-Mann" Yassin Musharbash betrachtet die Sache relativ nüchtern: "Sie bekommen die Zahnpasta nicht mehr zurück in die Tube. Beim Abschalten einer Seite sind mindestens zwei oder drei Neue entstanden, die dies aus dem Stand übernommen haben." (pro)

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