Die Sendung hat hohe Wellen geschlagen: Am vergangenen Montag diskutierten in der Sendung "Hart aber fair" Vertreter aus Medien und Politik über das Adoptionsrecht für Homosexuelle. Daraufhin wurde die Journalistin Birgit Kelle von einem WDR-Redakteur als "Hexe" bezeichnet. Der Chefredakteur von "K-TV", Martin Lohmann, erhielt eine Drohung – ihn wolle jemand mit AIDS anstecken.
Von PRO
Foto: WDR/Klaus Görgen
Der katholische Theologe Lohmann betonte in der Sendung mit dem Titel "Papa, Papa, Kind: Homo-Ehe ohne Grenzen?", dass es bei einer Adoption darum gehe, für die Kinder die richtigen Eltern zu finden. Das Kind brauche Vater und Mutter und keine "Imitate". Nun erhielt er eine anonyme Droh-E-Mail. Die Zeitung "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" zitiert aus der Nachricht: "Ich bin homosexuell und habe AIDS, wohne in Bonn und bin nun entschlossen ihnen auch das Geschenk dieser Immunerkrankung zu geben. Wenn sie also demnächst einen kleinen Piekser verspühren sollten, dann war ich das wohl mit meiner Nadel :-)."
"Keine Toleranz von denjenigen, die am lautesten fordern"
Frank Plasberg, der Moderator der Sendung "Hart aber fair", habe sich über die E-Mail tief betroffen gezeigt, meldet das katholische Portal "Gloria.tv".
Über den unbekannten Autor der E-Mail sagt Lohmann laut "Merkur Online": "Ich verurteile niemanden und begegne jedem Menschen mit Respekt. Aber ich gestatte mir in aller Toleranz auch, meine christliche Überzeugung zu sagen." Es sei schlimm, wenn "in Ermangelung von Argumenten oder wegen nicht vorhandener Fähigkeit des Ertragens von Kritik blanker und blinder Hass zugelassen wird". Das dürfe man nicht durchgehen lassen, denn sonst könnten "wir uns von unserer Humankultur verabschieden". Am Mittwoch habe Lohmann Anzeige gegen den Verfasser der E-Mail erstattet. Der Theologe fügte hinzu: "Ich verzeihe immer wieder. Aber man darf sich auch wehren und darum bitten, wenigstens ansatzweise Toleranz und Respekt zu zeigen. Ich tue das – selbstverständlich. Andere mögen das bitte auch versuchen!" Es sei verwunderlich, dass häufig diejenigen, die am lautesten Toleranz einforderten, selbst dazu nicht in der Lage seien.
Beschimpfung von WDR-Redakteur
Die Journalistin Kelle kam in der Sendung auch zu Wort. Darin vertrat sie die Position: "Jedes Kind hat das Recht auf die Erfahrung von Vater und Mutter. Wir nehmen den Kindern sonst einen Erfahrungshorizont, den sie verdient haben." Darauf schrieb der WDR-Redakteur Alex Nieschwietz auf seinem Twitter-Account: "Ich glaub Frau Kelle ist eine Hexe! Hexe! Verbrennen!" Sein Konto ist aktuell nur noch für bestätigte Follower zugänglich. Nieschwietz hat sich nach seiner Äußerung in einem Schreiben bei Kelle entschuldigt.
Kelle: "Armutszeugnis der Gesprächskultur in Deutschland"
In einer pro vorliegenden Stellungnahme erklärt Kelle in Bezug auf den Zwischenfall: "Inzwischen haben er und ich uns in einem persönlichen Gespräch ausgetauscht und zu einer zwischenmenschlichen Ebene gefunden, auf der man sich respektvoll begegnen kann." Sie bedauert trotzdem: "Es ist schade und auch bedenklich, dass es bei manchen Themen offensichtlich kaum mehr möglich ist, einen sachlichen Diskurs zu führen, der doch nötig wäre." Die Journalistin wünscht sich für Deutschland wieder eine andere Diskussionskultur und unterstreicht dies mit einem Zitat von Voltaire: "Ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich werde mein Leben dafür geben, dass Sie sie äußern können."
Sie habe insgesamt über 700 Zuschriften als Reaktion auf die Sendung erhalten. "Etwa 90 Prozent aller Briefe waren positiv, der Rest in einem Ton, der kaum zitierfähig ist und in einer Art und Weise, die teilweise ein echtes Armutszeugnis für die Gesprächskultur in Deutschland darstellt." (pro)
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