Der potenzielle Bundeskanzler, der Katholik Friedrich Merz, hat in der CDU-Präsidiumssitzung vorgestellt, wer die CDU im neuen Kabinett vertreten soll. Kaum überraschen dürfte, dass Thorsten Frei neuer Chef des Bundeskanzleramts wird. Der verheiratete Vater von drei Kindern ist katholisch.
Katherina Reiche steht demnach bald an der Spitze des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Die Potsdamerin ist evangelisch und gehörte dem Bundestag von 1998 bis 2015 an. Zuletzt war sie fünf Jahre Vorsitzende der Geschäftsführung eines Energiekonzerns. Die dreifache Mutter lebt getrennt von ihrem Mann. In der katholischen Kirche sorgte sie für Verärgerung, weil CSU-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber sie 2002 als Familienministerin vorsah, Reiche aber als Mutter unverheiratet war.
2002 unterstützte sie die Klage dreier Bundesländer gegen das Lebenspartnerschaftsgesetz. Das Gesetz entspreche nicht dem Familienbild der Union und sei ein „Angriff auf Ehe und Familie“. Auch gegen das Vorhaben, die eingetragene Lebenspartnerschaft mit der Ehe gleichzustellen, positionierte sie sich. Dafür musste sie scharfe Kritik der Opposition einstecken. Unter anderem nahm sie ihre Facebook-Seite vorübergehend vom Netz.
Johann Wadephul ist künftig Chef des Auswärtigen Amtes und folgt somit auf Annalena Baerbock (Grüne). Er ist evangelisch und gilt vor allem als Verteidigungsexperte. Der promovierte Jurist ist verheiratet und hat drei Kinder.
Das Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend soll Karin Prien führen. Sie ist Ministerin in Schleswig-Holstein und gehört dem CDU-Bundesvorstand an. Als Bildungsministerin in Schleswig-Holstein hat sie erlassen, dass Formen der gendergerechten Sprache beim Erlernen deutscher Rechtschreibung nicht zum Regelwerk gehörten. Sie hat jüdische Wurzeln, bezeichnet sich aber nicht als religiös.
Digitalminister: Aus der freien Wirtschaft ins Kabinett
Der designierte Verkehrsminister Patrick Schnieder gehört seit 2009 dem Bundestag an. Der Rheinland-Pfälzer ist verheiratet und katholisch. Seit 2008 ist Schneider Ritter des Ordens vom heiligen Grab zu Jerusalem. Sein Bruder Gordon gehört dem rheinland-pfälzischen Landtag an.
Das Bundesgesundheitsministerium soll Nina Warken leiten. Sie war seit 2021 parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Generalsekretärin der CDU in Baden-Württemberg. Warken ist katholisch und lebt mit Ehemann und den drei Kindern in Tauberbischofsheim. Sie sprach sich öffentlich gegen ein AfD-Verbot aus, da die Probleme der Wähler auch bei einem Verbot weiterhin bestehen blieben.
Der Manager Karsten Wildberger soll Digitalminister werden. Der Chef des Mutterkonzerns der Elektronikmarktketten Media Markt und Saturn soll das neu geschaffene Ressort, das sich auch um Staatsmodernisierung kümmert, übernehmen.
PRO-Kolumnist wird Kulturstaatsminister
Der Journalist und Medienunternehmer Wolfram Weimer soll im neuen Kabinett Kulturstaatsminister werden. Er ist damit designierter Nachfolger der Grünen-Politikerin Claudia Roth. Weimer war unter anderem Chefredakteur der Tageszeitung „Die Welt“, des von ihm gegründeten Magazins „Cicero“ und des Magazins „Focus“. Seit 2012 leitet er zusammen mit seiner Frau die Weimer Media Group. In der gedruckten Ausgabe von PRO hat er seit mehreren Jahren eine regelmäßige Kolumne geschrieben.
Dem christlich-sozialen Flügel der CDU ist die designierte Staatsministerin im Außenministerium Serap Güler zuzuordnen. Die Muslimin engagiert sich auch außerhalb der Partei für die katholische Soziallehre, etwa im Kolpingwerk. Sie hat sich auch als Gegnerin von Abtreibungen schon häufig öffentlich positioniert. Weitere Staatsministerposten erhalten die Protestanten Christiane Schenderlein (Sport und Ehrenamt), Michael Meister (Bund-Länder-Zusammenarbeit) und Gunther Krichbaum (Bundesministerium des Auswärtigen).

Auch die CSU hat ihre potenziellen Minister bekanntgegeben. Neuer Innenminister wird Alexander Dobrindt (CSU). Der Katholik ist wertkonservativ und setzt sich für ein traditionelles Familienbild ein. Er stellte sich öffentlich gegen die Entfernung von Kreuzen aus Klassenzimmern. Die Evangelische Kirche in Deutschland kritisierte er für ihren Umgang mit der Protestgruppe „Letzte Generation“: „Ich verstehe, dass die Kirchen immer mit allen reden. Aber den Eindruck zu erwecken, als würde man diesen Protest tolerieren können, das ist falsch verstandene Milde.
Forschungsministerin wird die Katholikin und bekennende Christin Dorothee Bär (CSU). Sie hat sich jüngst für ein Prostitutionsverbot stark gemacht und ist gegen die Abschaffung des Abtreibungsverbots. Scharfe Kritik übte sie am Selbstbestimmungsgesetz und an der Aufhebung von Privilegien für traditionelle Familien. Sie geht nach eigenen Angaben jährlich auf eine Wallfahrt und rief Christen dazu auf, offen über ihren Glauben zu sprechen.
Das Landwirtschaftsministerium soll mit dem bisherigen CSU-Bundestagsabgeordneten Alois Rainer besetzt werden. Er ist der Bruder der früheren CSU-Abgeordneten Gerda Hasselfeldt. Rainer ist verheiratet, katholisch und hat zwei Kinder.
Die SPD wird ihre Minister erst benennen, wenn die Parteibasis über den Koalitionsvertrag abgestimmt hat.
Von: Johannes Blöcher-Weil und Anna Lutz