Anfang der Woche hatte der „Discovery Channel“ in den USA die Dokumentation über die angebliche Entdeckung ausgestrahlt. Medienwirksam präsentierten die federführenden Regisseure des Filmes, Simcha Jacobovici und „Titanic“-Regisseur James Cameron, auf einer Pressekonferenz in New York die Särge aus Kalkstein und beteuerten, alle Fakten über die Ausgrabung geprüft zu haben.
Die Angaben aus ihrem Dokumentationsfilm „The burial cave of the Jesus“ (die Grabeshöhle Jesu) stammen von den Wissenschaftlern James Tabor und Shimon Gibson, die die Grabeshöhle von Jesus bei Jerusalem vermuten. Die Knochen in den Särgen seien aus gesetzlichen Gründen wieder in der Grabstätte beigesetzt, aber es ließen sich noch DNA-Spuren in den Knochenkästen feststellen, sagte der in Israel geborene Kanadier Jacobovici. Viele bekannte Archäologen bezweifeln allerdings die Echtheit der Funde.
„Geld und Schlagzeilen“
Alles begann 1980, als Bauarbeiter nahe Jerusalem zehn Truhen mit menschlichen Knochen in einer Höhle fanden. Eine davon trug die Aufschrift: „Jesus, der Sohn des Joseph“. Weitere Namen entzifferte man als Maria, Maria Magdalena und Joseph. Der Religionswissenschaftler James Tabor aus North Carolina glaubt, die Konstellation der Namen könne kein Zufall sein. Der israelische Archäologe Amos Kloner dagegen ist anderer Meinung: „Es ist eine sehr schöne Geschichte. Aber der letzte Beweis fehlt.“ Die auf den Särgen gefundenen Namen seien zu jener Zeit weit verbreitet gewesen, sagte er gegenüber Medien.
Von Hollywood-Regisseur aufgepeppt
Nach Ansicht des niederländischen Archäologen Jürgen Zangenberg, Experte für das Neue Testament, sei unwissenschaftlich gearbeitet worden. „Hier geht es um Geld und um Schlagzeilen“, sagte er laut der Tageszeitung „DieWelt“. Dieser Meinung ist auch Kloner, der an der Erforschung der Grabeshöhle vor 27 Jahren beteiligt war: „Wieder einmal haben Filmemacher einen Weg gefunden, viel Wind um nichts zu machen, um ordentlich Geld zu verdienen“, sagte er laut dem Nachrichtensender „n-tv“.
Kloner selbst hatte 1996 über die Funde geschrieben, die bislang nie für großes Aufsehen sorgten. Doch das änderte sich durch die Dokumentation, wie Ulf von Rauchhaupt, Redakteur für Wissenschaft bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.), feststellt: „Und damit es nicht zu trocken wird, enthält der Film Spielszenen, bei denen die Hollywoodgröße James Cameron (‚Titanic‘) Regie geführt hat“.
Die Entdeckung und Entschlüsselungen der Inschriften auf den Särgen hatten auch Spekulationen über einen eventuellen Sohn Jesu genährt. Für den Archäologen Zangenberg sind das alles Spekulationen: „Es werden Vermutungen aufgestellt, daraus werden Fakten gemacht und darauf werden neue Vermutungen aufgestellt.“
Nur der Fernsehsender „Discovery Channel“ profitiert enorm von dem Aufsehen, das die „Dokumentation“ hervorgerufen hat – und fördert die Spekulationen mit Karten der Grabkammer und den Inschriften der Knochensärge sowie Interviewmaterial der Filmemacher Cameron und Jacobovici. All das findet sich auf der Internetseite des Senders. Von der Aufregung hoffen auch andere in Zukunft zu profitieren: Am 6. April, pünktlich zum Karfreitag, wird der Dokumentarfilm auf „Pro Sieben“ gezeigt.