Disziplinarverfahren gegen Fliege

Die Evangelische Kirche hat ein Disziplinarverfahren gegen den prominenten TV-Pfarrer Jürgen Fliege eingeleitet. Es bestehe der Verdacht, dass der Theologe im Ruhestand gegen seine Amtspflichten verstoßen habe, teilte der Pressesprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) Jens-Peter Iven am Freitag mit.


Von PRO

Damit bestätigte er einen Bericht der "Rheinischen Post". Zu Inhalten
wollte sich die Kirche laut der Nachrichtenagentur dpa nicht äußern,
weil es sich um eine Personalangelegenheit handele. Die Kirche beruft
sich auf das Pfarrdienstgesetz, das die Pfarrer auch in ihrer
Lebensführung ihrem Auftrag verpflichtet.



Der 64-jährige Fliege ist Pfarrer im Ruhestand der Rheinischen Landeskirche. Dem Nachrichtenportal "evangelisch.de" zufolge, gebe es Vorwürfe gegen Fliege, die ein Disziplinarverfahren, aber kein Lehrbeanstandungsverfahren beträfen. Das evangelische Kirchenrecht sieht ein Disziplinarverfahren vor, wenn ein Pfarrer seine "Amtspflicht vorsätzlich oder fahrlässig verletzt". Bei einem Lehrbeanstandungsverfahren geht es dagegen um Abweichungen von den kirchlichen Bekenntnissen.



Nicht der erste Konflikt


Für den Theologen ist es nicht der erste Konflikt mit seinem "Dienstherrn". In einem Gespräch mit einem Brautpaar soll er einmal gesagt haben, dass Gott und Kirche "erst mal scheißegal" seien und dass es auf die Seele ankomme. Bereits 1999 hatte Fliege in einem Interview Gott als "Gauner da oben" bezeichnet. Zuletzt hatte er mit einer spirituell aufgeladenen "Fliege-Essenz" geworben und mit der Vermarktung für Irritationen gesorgt. In die Flüssigkeit hatte er nach eigenen Angaben durch Gebete "Trost und Kraft" gesendet.



Im Rahmen des jetzt anstehenden Disziplinarverfahrens wird Jürgen Fliege angehört und kann sich mit Hilfe von theologischem und rechtlichem Beistand verteidigen. Das Verfahren diene der "Aufklärung von Vorwürfen", so Iven. Am Ende entscheide das Kollegium des Landeskirchenamtes, dem die Abteilungsleiter und deren Stellvertreter sowie der EKD-Präses angehören, ob die Vorwürfe haltbar oder haltlos seien. Falls sie haltbar seien, meldet "evangelisch.de", könne Fliege durch einen Verweis, eine Geldbuße, Kürzung seiner Bezüge oder im schlimmsten Fall mit der Amtsenthebung belangt werden.


Der in Radevormwald bei Wuppertal geborene Theologe war Pfarrer in Düsseldorf, Essen und Aldenhoven bei Aachen, bevor er 1994 in der ARD mit einer nach ihm benannten Talkshow auf Sendung ging. 2005 wurde das Format wegen deutlich sinkender Zuschauerzahlen eingestellt.

Am frühen Nachmittag hat der Seelsorger eine Erklärung abgegeben: "Die Einleitung des Disziplinarverfahrens ist mir bekannt. Ich bedauere das. Es hält von wichtiger Arbeit ab. Ein Gespräch hat meine Kirche mit mir vorher nicht gesucht. Aber so kenne ich sie und seufze in alter Treue zu ihr und suchte das Gespräch. Über zweifelhafte Auszüge aus einem Seelsorgegespräch mit einem jungen Brautpaar gibt es von mir selbstverständlich keine Kommentare. Um die gebotene Verschwiegenheit bat ich einen mich an diesem Tag begleitenden ‚Journalisten‘ im Vorhinein als Bedingung seiner Teilnahme. Ich erstaune, wie skrupellos meine Kirche auf das Wort eines bezahlten Spötters setzt, der mein Vertrauen missbraucht. Wer das hinnehmen kann, der nehme es hin.

Meine Kirche verschließt ihre Augen vor einer verdrängten Wirklichkeit. Jedes gesprochene oder geschriebene ‚Vater unser‘ unserer Pfarrer kostet Geld! Der Segen Gottes ist kostenlos. Das Weitergeben des Segens durch die Kirche aber nicht. Segen ist in meiner Kirche selbstverständlich käuflich zu erwerben, auch wenn es ihr schwer fällt, das zu sehen und dann dazu zu stehen. Ohne steuerpflichtiges Mitglied in der Kirche zu sein, gibt es keinen kirchlichen Segen bei Trauung und auch keine Beerdigung. Ich segne in Jesu Namen auch Menschen, die nicht in der Kirche sind oder ausgetreten sind. Und das ist auch gut so.

Fr. Käßmann verkauft Gott sei Dank segensreiche Wirkung mit ihrem Segen auf Papier. Ich verkaufte segensreiche Wirkung mit Büchern, Zeitschriften, CDs und mit Bibelworten auf guten Lebensmitteln (Essenz) und empfahl beim Konsum zudem tägliches Beten. Das ist überall in der Welt gang und gäbe. Für eine deutsche Kirche aber eher ungewohnt. Denn unsere Kirchen sind, wie selbst der Papst erkannte, im Kirchensteuerparadies verfettet.

Dass Fr. Käßmann und ich bei der Herstellung unserer Arbeiten hoffentlich beten und um den Segen des Herrn bitten, sollte bei Amtsträgern der Kirche eher erwartet denn kritisiert werden. Dass ich an die Kraft von Segen und Gebet glaube und öffentlich bezeuge, erst recht. Wo also ist das Problem?" (pro/dpa)

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