„Digitaler Radiergummi“ soll peinliche Fotos ausradieren

Peinliche Fotos privater Momente, im Internet für alle Welt sichtbar – Alltag für viele Nutzer von sozialen Netzwerken. Eine neue Software soll Abhilfe schaffen und die Fotos löschen, doch das gelingt ihr nur bedingt.
Von PRO

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) will Internetnutzern mehr Kontrolle über ihre Daten ermöglichen. "Ein Medium ist immer nur so gut, wie die Verbraucher auch Vertrauen in das Medium haben", sagte Aigner laut Mittwochsausgabe der Tageszeitung "Die Welt" bei einem Treffen mit Internetexperten. Ein heikler Punkt ist der Schutz privater Daten im Netz, vor allem, seitdem Millionen Nutzer private Daten und Fotos in sozialen Netzwerken wie Facebook oder SchülerVZ einstellen.

Hier könnte der so genannte "digitale Radiergummi" des Saarbrücker Informatikers Michael Backes Abhilfe schaffen. Mit dem von ihm entwickelten Programm "X-pire!" (vom englischen Verb "to expire" = erlöschen) sollen Bilder aus dem Web verschwinden. Das Programm versieht die Fotos vor dem Hochladen mit einem Schlüssel, der eine Art Verfallsdatum beinhaltet, nach dem die Bilder nicht mehr im Web abrufbar sind. Dafür muss der Nutzer rund zehn Euro pro Monat zahlen, oder einen kleinen Betrag für einzelne Bilder. Die Software soll bereits nächste Woche an den Start gehen, in Zukunft kann sie eventuell nicht nur auf Bilder, sondern auch auf Texte angewendet werden.

"Radiergummi" bietet keinen Schutz vor Missbrauch

Der "digitale Radiergummi" hat einige entscheidende Schwächen: Er hat keinen Einfluss auf Bilder, die vor seiner Installation im Internet veröffentlicht wurden. Zudem können weiterhin alle hochgeladenen Fotos von anderen Nutzern heruntergeladen oder per Screenshot gespeichert und erneut hochgeladen werden. Wer seine Fotos vor Missbrauch schützen will, findet in "X-Pire!" keine wirkliche Hilfe.

Peter Schaar, Datenschutzbeauftragter der Bundesregierung, sieht die Lösung für das Bilder-Dilemma nicht nur in neuer Software, sondern in "geänderten Spielregeln": So könne es etwa nicht sein, dass in Europa tätige amerikanische Unternehmen nicht an die europäischen Datenschutzregeln gebunden seien. Es bestehe die Gefahr, dass Nutzer mehr und mehr aus sozialen Netzwerken ausgeschlossen würden, wenn sie nicht bereit seien, private Daten preiszugeben.

Wie neue Richtlinien auch aussehen mögen: Wer weiterhin Fotos etwa vom letzten Familienurlaub ins Netz stellt, muss wissen, dass das Internet nicht vergisst. Trotz Radiergummi. (pro) 

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