„Digital Natives“: Die Eingeborenen des WWW

"In keinem sozialen Netzwerk zu sein, wäre so, wie die tollste Frau einer Party zu verpassen. Und diese Chance will sich natürlich keiner verbauen." So zumindest beurteilen es die Autorinnen der ZDF-Serie über "Digital Natives" Gabi Glasstetter und Uta Meyer.
Von PRO
Die 45-minütige Dokumentation widmet sich der Frage, wie die "Eingeborenen des WorldWideWeb" die Gesellschaft verändern, welche Auswirkung das Internet auf ihre Bildung hat und wie sich ihr eigener Alltag mit diesen Rahmenbedingungen gestaltet. Der Beitrag zeigt die verschiedenen Facetten derjenigen Generation, die eine "Welt ohne Handy, Internet und MP3 nur noch vom Hörensagen kennt".

"Das Internet ist praktisch, man kann dort viel nachschauen und vor allem mit Freunden chatten", betont die zehnjährige Iva. Im Gegensatz zum Telefonat könne sie beim Chat überlegen, was sie antwortet und stehe in Gesprächspausen nicht wie am Telefon unter Zeitdruck. Sie selbst erklärt, dass sie die digitale Online-Welt "Habo" nutzt. In der Schule lernt sie den sicheren Umgang mit dem Netz.

"Digital Natives" als Konkurrenz für die freie Wirtschaft

Mit den nach 1980 Geborenen wächst eine Generation heran, die fast vollkommen ohne Zeitung auskommt, und sich Zeitungen und Zeitschriften lieber im Netz anschaut. Der 26-jährige Sebastian Hirsch ist da schon ein Exot. In seinem Beruf fördert er nicht nur die Vernetzung des Web 2.0 sowie alter und neuer Medien, als Nachwuchsbotschafter der open-education-Bewegung schreibt er selbst Lehrinhalte für das Internet und stellt sie dort zur Verfügung.

Dies ist nur einer von vielen Arbeitszweigen, der durch die "Digital Natives" entsteht. Ein weiteres Beispiel dafür ist das "Palomar 5" in Berlin. In der dortigen Ideenschmiede arbeiten viele kreative Köpfe zusammen und sorgen so eventuell für die Innovationen von morgen. Es sei ein Nein zu starren Strukturen und zum 9 to 5-Job, betont Hirsch. Für die Autorinnen könnte dieses freie Arbeiten eine deutliche Konkurrenz zur freien Wirtschaft werden – auch weil der Wissenstransfer untereinander erleichtetert wird.

Für die dreiköpfige Familie – Michelle, Stefan und den zweijährigen Jim – gehören die digitalen Medien mittlerweile wie selbstverständlich zum Alltag. Mutter Michelle hält ihr Aufwachsen mit Handy und Computer aber nicht davon ab, dem eigenen Kind immer noch Gutenacht-Geschichten vorzulesen, anstatt es rund um die Uhr vor den Computer zu setzen. Ihr Kind solle lernen, die reale Welt zu erkunden, aber genau so gut wisse sie auch, dass es ohne die digitale Welt nicht gehe.

Fast so selbstverständlich wie die Nahrungsaufnahme


Der 24-jährige Marcus wurde durch das Internet politisiert. Mittlerweile sieht er es als Sprachrohr für digitale Interessen und hat es als politisches Sprungbrett genutzt. Sein Engagement bei der Piraten-Partei ermögliche ihm auch Politik und die Wahrnehmung am politischen Prozess vom Sofa aus. Marcus pflegt dort ebenso seine Cliquen. Für den fast zehn Jahre jüngeren Leon und seinen Freund Justus sind die sozialen Netzwerke "so selbstverständlich wie die Nahrungsaufnahme". Sein Profil bei SchülerVZ sei so etwas wie seine "Selbstpräsentation im Internet". Sich diesem Prozess zu entziehen, behagt beiden gar nicht.

Dem Satz "Nur weil wir digitale Freunde sind, heißt es noch lange nicht, dass ich dich mag" können sie zustimmen und sehen, dass der Freundesbegriff mit den sozialen Netzwerken eine neue Bedeutung und Qualität gewonnen hat. Justus etwa unterscheidet im Sprachgebrauch zwischen Kumpels und Freunden. Beide unterscheiden zwischen Freund und Kumpel. Als Freund definieren Justus und Leon jemanden, mit dem man sich gut verstehen, mit dem man viel Zeit verbringen, lachen und sich unterhalten kann. Damit dürften beide Recht haben. Laut einer universitäteren Studie ist die Freundschaft zu 150 Freunden nur noch grenzwertig zu bewältigen.

Michelle sieht in den sozialen Netzwerken die Chance, "Menschen wieder zu finden, mit denen man irgendetwas geteilt hat". Durch ihr Verständnis für Technik wisse sie, welche Gefahren im Internet lauern und warum man die Kinder beim Medienkonsum nicht immer allein lassen könne. Hirsch sieht in fünf bis zehn Jahren Laptops und Smartphones in den Schulen als Normalität an, wenn es um die Wissens- und Kompetenzvermittlung geht.

In Bezug auf die Förderung der Medienkompetenz kommt die ZDF-Dokumentation zu dem Schluss, dass Menschen in der realen und digitalen Welt nur bestehen, wenn sie Informationen beurteilen und mit ihnen umgehen können. Fakt ist auch, dass die "wache Generation, die bisherigen Kommunikationsmittel auf den Kopf stellt und der Computer zum ‚all-in-one-Medium‘ wird." (pro)
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnavigation/startseite/#/beitrag/video/1041780/Digital-Natives
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