Diese Sex-Schrift war der EKD zu heikel

Im Jahr 2010 hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine Grundsatzerklärung zur Sexualität in Auftrag gegeben. Veröffentlicht wurde das Ergebnis nicht – zu heikel schien den Verantwortlichen der Inhalt. Nun erscheint das Grundsatzpapier als Buch.
Von PRO
Unter den Mitarbeitern der Kommission war auch der umstrittene Sexualpädagoge Uwe Sielert
„Unverschämt – schön“ heißt das Buch, das die sexualethische Grundsatzerklärung der Evangelische Kirche werden sollte. Erarbeitet wurden die Texte von einer Kommission der EKD, unter anderem aus Theologen. Die Zeit-Beilage Christ & Welt veröffentlichte am Donnerstag Auszüge aus dem 176 Seiten starken Werk, das Ende August erscheint. Im Text heißt es beispielsweise: „Da Sexualität aber nicht mehr als Trieb zur Zeugung von Kindern enggeführt wird, sondern im Sinne einer Lebensenergie als Ressource für Fruchtbarkeit im weitesten Sinne erlebt und kultiviert werden kann, ist sie für hetero-, homo- und transsexuelle Partnerschaften auch ohne Kinder lebensdienlich.“ Die Autoren beschreiben die fortschreitende Akzeptanz homosexueller Partnerschaften in der Gesellschaft und loben liturgische Vorschläge für die Segensfeiern, die „dem Traugottesdienst für heterosexuelle Paare vergleichbar an die Seite gestellt“ werden.

„Kirche darf vom Zeitgeist lernen“

Immer mehr evangelische Christinnen und Christen, heißt es in dem Papier weiter, seien der Meinung, dass „vermeintliche heterosexuelle ‚Normalbiografien‘“ in der evangelischen Kirche nicht zum Maßstab für das Angebot der geglaubten Zusage und des Segens Gottes gemacht werden dürften. Im Wissen darum, dass sich dennoch historisch gewachsene Widerstände in der Gemeinde nicht schnell überwinden ließen, „entscheiden sich evangelische Kirchen zunehmend dafür, offensiv die wissenschaftlich und theologisch nicht haltbare Ausgrenzung von Menschen anderer sexueller Orientierungen abzubauen“. Der meist sehr laute Protest von Konservativen und Evangelikalen lasse diese Trendwende öffentlich nicht immer so deutlich wie möglich werden, könne sie aber nicht aufhalten. Die Achtung nicht schädigender anderer sexuellen Orientierungen als der heterosexuellen sei weit vorangeschritten: „Wo dies geschieht, ist die Gesellschaft, und mit ihr Politik und Recht, der Kirche einfach einen moralisch gebotenen, klugen und lebensdienlichen Schritt voraus gewesen.“ Die Kirche dürfe „um ihrer eigenen Botschaft willen“ von diesem Zeitgeist lernen.

Umstrittener Sexualpädagoge unter den Autoren

Noch 2013 erklärte der damalige Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, das Grundsatzpapier werde die EKD „in diesen wichtigen gesellschaftlichen und ethischen Fragen überzeugend in der Gegenwart positionieren“. Wenig später brach ein Sturm der Kritik über die EKD wegen der „Orientierungshilfe“ zum Thema Ehe und Familie los, und die Kirche verordnete der Sexualethik-Kommission eine Pause. Später wurde laut Christ & Welt bekannt: Der Rat der EKD hatte die Kommission nach Hause geschickt. Mit der Veröffentlichung des Papiers in Buchform stellen nun Kommissionsmitglieder ihren Text, der eigentlich offizielles Kirchendokument hätte werden sollen, zur Debatte. Einer der Autoren des Grundsatzpapiers ist der umstrittene Sexualpädagoge Uwe Sielert. Er gilt als Vordenker „neoemanzipatorischen Sexualforschung“ und hat das Aufklärungsbuch „Lisa und Jan“ verfasst. Darin sind Zeichnungen nackter und masturbierender Kinder zu sehen. Das Buch richtet sich an Kinder zwischen vier und acht Jahren. Vorsitzender der Kommission war der Theologe Peter Dabrock, der auch dem Deutschen Ethikrat angehört. (pro)

Peter Dabrock et al.: „Unverschämt – schön. Sexualethik: evangelisch und lebensnah“. Gütersloher Verlagshaus, 176 Seiten, 14,99 Euro. Erscheinungstermin: 24. August

https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/von-intersexualitaet-und-queerer-theologie-87830/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/kirche/detailansicht/aktuell/ekd-haelt-neues-papier-zu-sexualethik-zurueck-87718/
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