Diese Schwächen hat die Mediengrafik

Im Netz kursiert eine Grafik zur Glaubwürdigkeit deutscher Medien. Nutzer sollten sie sehr kritisch unter die Lupe nehmen. Anmerkungen von Moritz Breckner
Von PRO
Rechts oder links, reißerisch oder komplex: So sehen Mitarbeiter der Politikberatung Polisphere die deutsche Medienlandschaft

Eine Grafik, in der die Glaubwürdigkeit und Ausrichtung deutscher Medien dargestellt werden soll, macht diese Woche in den sozialen Netzwerken die Runde. Erstellt wurde sie vom Politikberatungs-Unternehmen Polisphere. Die Macher erklären: „Unsere Übersicht ist selbstverständlich nur eine Diskussionsgrundlage und keine wissenschaftliche Ausarbeitung, beruht auf persönlichen Einschätzungen (nicht nur des polisphere-Teams) und ist natürlich nicht abschließend.“ Man freue sich über konstruktives Feedback.

Die Grafik bietet gute und nachvollziehbare Elemente, sie muss jedoch auch kritisch betrachtet werden. Einige Anmerkungen:

  • Die ARD wird in der Grafik als „verlässliche Nachrichtenquelle“ dargestellt. Die Berichte in Tagesschau, Tagesthemen und anderen Informationsformaten werden aber von ARD-Anstalten wie WDR, NDR, MDR und BR produziert. Diese Anstalten werden gelistet unter „Kann man machen, bestätigt aber nur bestehende Ansichten“. Das scheint widersprüchlich.

  • ARD, ZDF und Frankfurter Rundschau gelten in der Grafik als verlässliche Quellen. Das trifft für viele Themen zu, doch gerade bei den Themen Christentum und Evangelikale sind sie dies oft nicht, wie pro immer wieder thematisieren musste (siehe beispielsweise hier, hier, hier und hier).

  • Sowohl ARD als auch Süddeutsche Zeitung werden als „verlässlich“ gewertet. Dennoch sollen die Nutzer kritisch prüfen, was dort berichtet wird. 2015 konnte pro der Süddeutschen Zeitung eine manipulierende Beschönigung der Zuwanderungssituation in Deutschland nachweisen. 2016 sorgte ein unfairer Bericht über den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern für einen Proteststurm gegen Tagesschau und Tagesthemen. Das bedeutet nicht, dass die genannten Medien generell unzuverlässig wären – doch genaues Hinschauen ist gefragt.

  • Den Zeitschriften Cicero und Tichys Einblick sowie der Webseite Achse des Guten werden „fragwürdige journalistische Werte“ unterstellt. Woran machen die Autoren das fest? Der Vorwurf scheint völlig aus der Luft gegriffen.

  • Cicero, Tichys Einblick und Achse des Guten werden mit „Altherrenjournalismus“ gekennzeichnet. Nun ist absolut nichts verkehrt daran, ein alter Herr zu sein – die Bezeichung ist dennoch offenbar abwertend gemeint. Ist das nötig oder hilfreich?

  • Der Berliner Tagesspiegel steht genau in der Mitte der Grafik und wird als „verlässliche Nachrichtenquelle“ bezeichnet. Dass dies zumindest ein „Geschmäckle“ hat, erklärt der Blog Salonkolumnisten: Eine der Autorinnen der Grafik hat früher beim Tagesspiegel gearbeitet. Einen Interessenkonflikt sieht sie aber nicht. (pro)

Von: mb

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