"Herr Wulff hat sich in zu viele Situationen begeben, die daran zweifeln lassen, ob er sein Amt wirklich unabhängig und fern jeglicher persönlichen Vorteilsnahme weiter würde wahrnehmen können", betonte Diener. Auch das Krisenmanagement seit Bekanntwerden der ersten Vorwürfe sei alles andere als professionell gewesen. Laut Diener habe der Bundespräsident die mit dem Amt verbundene Vorbildfunktion "falsch eingeschätzt".
"Viele Gebete werden ihn begleiten"
Die Vertrauensbasis sei immer schmaler geworden und durch Witze und Karikaturen über Wulff habe auch das Amt Schaden genommen. Kritik übte Diener an der "undurchsichtigen Rolle" der Medien, und hier vor allem der "Bild"-Zeitung. Viele Meinungsmacher in der Öffentlichkeit seien bewusst schnell auf Distanz zu Wulff gegangen.
Diener hob in seiner Stellungnahme hervor, dass Wulff sein Amt in einer erfrischenden Art und Weise ausgefüllt habe. Schwerpunkte setzte er vor allem im Kampf gegen den Rechtsextremismus und in Fragen der Integration: "Nicht zuletzt bin ich ihm bleibend dankbar, dass er sich auch nicht gescheut hat, seine Verwurzelung im christlichen Glauben öffentlich mit einzubringen und dass er christliche Organisationen, wie etwa Pro Christ, auch gegen Widerstand, unterstützt hat." Wulff und seiner ganzen Familie wünsche er von Herzen Gottes Segen: "Viele Gebete werden ihn begleiten, auch dafür, dass Verletzungen heilen und Familie Wulff gemeinsam eine neue Perspektive gewinnt."
Wichtige Zeichen für Christen in der Türkei gesetzt
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, würdigte Wulffs Einsatz für die Glaubensfreiheit. Dieser habe einerseits deutlich gemacht, dass der Islam inzwischen selbstverständlich zu Deutschland gehöre. Zum anderen habe er bei einem Besuch in der Türkei die Zugehörigkeit der Christen zu dem Land betont und damit ein wichtiges Zeichen für die Christen in der Türkei gesetzt, "denen Rechte der Glaubensfreiheit nach wie vor verwehrt sind".
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, bezeichnete Wulffs Rücktritt als einen "wichtigen Schritt zum Schutz seines hohen Amtes und seiner Person". Er sah das Verdienst des zurückgetretenen Präsidenten in dessen Bemühen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland. Den christlichen Kirchen sei er stets mit Interesse und Wohlwollen begegnet. Auch Zollitsch wünschte ihm viel Kraft und Unterstützung, "die nach den Ereignissen der vergangenen Wochen und der heutigen Entscheidung menschlich nötig sind". (pro)