Print ist nicht tot. Und so genannte Tablet-Computer haben noch lange nicht das gedruckte Wort abgelöst. Dies sind zwei der "zehn größten Medien-Irrtümer 2011", welche die Redaktion des Medienportals "MEEDIA" zusammengestellt hat.
Von PRO
22. November 2011
Foto: pro
"Wo lagen die Branche und ihre Macher so richtig daneben, und was können wir alle daraus lernen?", fragen die Autoren, die rückblickend auf das vergangene Jahr die größten Irrtümer der Medien-Welt ausgemacht haben. An erster Stelle steht der Irrtum, dass Tablets-Computer die Rettung für Verlage sein könnten. Noch im April 2010 sagte der Chef des "Springer"-Verlages Mathias Döpfner, jeder Verleger solle sich "einmal am Tag hinsetzen, um zu beten und Steve Jobs dafür zu danken, dass er die Verlagsbranche rettet". Anderthalb Jahre später sieht es immer noch nicht danach aus, als sei der Enthusiasmus von Verlags-Managern für Tablet-PCs berechtigt, findet "MEEDIA". Zwar bemühe sich fast jede Zeitung, eine App herauszubringen, doch niemand mache sich wirklich Gedanken darüber, ob das überhaupt etwas bringe, lautet die Kritik. "Apps für Tablets sind noch weit davon entfernt, signifikante Umsatz-Beiträge zu erwirtschaften. Fraglich ist auch, ob sie das jemals können." Das Fazit für die Journalisten lautet daher: "Tablet-Computer werden die Verlage nicht retten. Es wäre zunächst einmal die Frage zu klären, ob Verlage überhaupt gerettet werden müssen. Vielleicht lernen wir aus der Ernüchterung, die 2011 auf die erste iPad-Euphorie folgte, dass es mehr auf die Inhalte selbst ankommt und weniger auf den Vertriebsweg oder eine schicke Multimedia-Verpackung."
Als zweiten großen Irrtum bezeichnen die Autoren die These, die Print-Medien seien tot. "Die Mär von der toten Totholz-Industrie wird von Digital-Jüngern jedes Jahr gerne aufs Neue in vielen verschiedenen Variationen erzählt." Tatsache sei jedoch, dass die Print-Umsätze nach wie vor das "Brot-und-Butter-Geschäft" der Verlage seien. "Das Internet und der Konsum von Digital-Medien haben mittlerweile einen großen Teil der Bevölkerung erreicht. Trotzdem werden weiterhin Printmedien konsumiert", stellen die Experten fest.
Auch die Aussage "TV ist tot" sei zwar im Jahr 2011 beliebt, aber dennoch falsch gewesen. Denn: "Werbefinanziertes Privatfernsehen wurde schon oft totgesagt und erlebte 2011 so etwas wie ein Goldenes Zeitalter. Die RTL Group eilt von Rekord zu Rekord bei Quote und Gewinn. Die konkurrierende ProSiebenSat.1 Group hat ihren Schuldenstand reduziert und arbeitet ebenfalls hochprofitabel." Die Kritik am sinkenden Niveau "und teils rücksichtsloser Manipulation von Menschen und Emotionen" sei zwar berechtigt, es gelte aber der alte Satz von RTL-Pionier Helmut Thoma: "Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler." Gegen das Argument der Einschaltquote verblasse jede Niveau-Diskussion. TV sei und bleibe das Massenmedium Nummer eins.
Glaubwürdigkeit: Nicht nur einfordern, sondern selber leben
Als Irrtum Nr. 4 betrachtet "MEEDIA" die Ansicht, das Inernet-Netzwerk "Google+" könne sich neben Facebook und Twitter etablieren. Nach "Orkut", "Wave" und "Buzz" sei "Google+" der vierte Versuch von Google, bei den Social Networks so richtig mitzumischen. Leider bis jetzt wenig hoffnungsvoll: "All die Normalos, die gerade von wer-kennt-wen.de und den VZ-Netzwerken zu Facebook rübergemacht haben, haben offenbar keine Lust, schon wieder das Social Network zu wechseln."
"Qualität setzt sich immer durch." Ein Satz, den "MEEDIA" zum "Irrtum 5" erklärt hat. "Das Publikum straft Qualität manchmal sogar ab. Ein gutes Beispiel dafür sind zwei ARD-Filme von diesem Jahr: ‚Homevideo‘ und ‚Dreileben‘ waren zwei ambitionierte TV-Filmprojekte, die qualitativ Maßstäbe gesetzt haben. Aber die Quoten: bescheiden bis miserabel." Irrtum Nr. 6: "Wer Neues lernen will, muss auf Medien-Kongresse gehen."
Im Jahr 2011 verbreitet sich zudem die Meinung, der so genannte "Daten-Journalismus" sei ein vielversprechender neuer Medien-Trend. Dabei sei das Auswerten und Aufbereiten von Zahlen nur "alter Wein in neuen Schläuchen" und "journalistisches Handwerk seit eh und je". Auch das Enthüllungsportal "Wikileaks" entpuppte sich als großer Flop und damit zu "Irrtum Nr. 8" – und nicht als "Revolution des Journalismus". "Wikileaks und sein Gründer Julian Assange sind fast ebenso schnell wieder in der Versenkung der Bedeutungslosigkeit verschwunden, wie sie aufgetaucht sind", schreiben die Analysten.
Als zehnten Irrtum listen die Autoren die Aussage auf: "Medien sind per Definition glaubwürdig." Sie schreiben: "Toll, wenn man sie hat (Helmut Schmidt). Nicht so toll, wenn man sie verliert (Karl Theodor zu Guttenberg)." Doch dass Medien nicht unabhängig oder unbestechlich sind, "weiß jeder, der schon mal näher mit dieser Branche zu tun hatte". Denn es gebe im Medien-Alltag "sehr viele kleine und größere Abhängigkeiten: von Anzeigenkunden, von der Holding, von persönlichen Beziehungen, von der Technik – eben wie überall. Bei manchen Medien sind solche Abhängigkeiten ein bisschen mehr offenkundig (Modezeitschriften), bei manchen weniger offenkundig (so genannte Leitmedien)." Was man daraus lernen könne: "Medien sollten nicht nur über Glaubwürdigkeit schreiben und diese bei Politikern und Wirtschaftsmenschen einfordern, sondern auch verstärkt wieder selbst leben. Oder es zumindest ernsthaft versuchen." (pro)
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